Die Kommission untersucht derzeit die möglichen Vorteile, die sich ergeben würden, wenn neben dem EU-Programm MEDIA – das 1991 geschaffen wurde um die Entwicklung und den Vertrieb europäischer Filme im Ausland zu fördern – ein neues MEDIA MUNDUS-Programm ins Leben gerufen würde, um die Kultur- und Handelsbeziehungen zwischen der europäischen Filmindustrie und Filmemachern in Drittländern zu stärken. Dies könnte Filmemachern sowohl in Europa als auch außerhalb der EU helfen, ihre Wettbewerbsfähigkeit dadurch zu steigern, dass sie die Möglichkeiten für gemeinsame Projekte bei Entwicklung, Vertrieb und Promotion audiovisueller Werke besser nutzen. Ein solches MEDIA MUNDUS-Programm würde dem Muster des Studentenaustauschprogramms ERASMUS MUNDUS folgen, das 2001 neben dem zuvor schon existierenden ERASMUS-Programm eingerichtet wurde, um den Austausch zwischen europäischen Universitäten und Universitäten in Drittländern zu ermöglichen. Bis zum 15. Juni 2008 läuft eine Online-Konsultation zu den Hauptmerkmalen und Prioritäten eines eventuellen MEDIA MUNDUS-Programms. Am 25. Juni findet in Brüssel dazu eine öffentliche Anhörung statt.
„Aufgrund der kulturellen Vielfalt des europäischen Films und der Attraktivität des MEDIA-Programms forderten Filmemacher aus Südamerika, Asien, Russland und vielen weiteren Regionen der Erde immer wieder, eine Brücke zu den europäischen audiovisuellen Märkten zu bauen, um das beidseitige Potential zu steigern. So wie MEDIA dazu beiträgt, die Möglichkeiten des europäischen Binnenmarkts voll auszuschöpfen, würde das MEDIA MUNDUS-Programm die weltweite Verbreitung europäischer Filme sowie die Verbreitung von Filmen von Partnerländern aus der ganzen Welt in Europa erleichtern. Dadurch erhalten die Bürger eine größere Auswahl und die kulturelle Vielfalt der Filme vergrößert sich – ganz im Sinne der UNESCO-Konvention zur kulturellen Vielfalt“, so die EU-Kommissarin für Medien Viviane Reding.
Bereits im Dezember 2007 hat die Kommission mit Unterstützung des Europäischen Parlaments und des Rats der Kulturminister die vorbereitende Maßnahme „MEDIA International“ eingeleitet. Mit Haushaltsmitteln in Höhe von 2 Mio. EUR für das Jahr 2008 soll „MEDIA International“ den Austausch zwischen den Filmbranchen in der EU und in Drittländern, deren gemeinsame Priorität in der kulturellen Vielfalt besteht, verstärken. Diese Maßnahme wird für einen Zeitraum von bis zu drei Jahren durchgeführt. Dabei sollen die Möglichkeiten getestet werden, den Abschluss von Verträgen zu vereinfachen und Netzwerke der Filmbranche aus der EU und aus Drittländern zu schaffen, von denen beide Seiten profitieren. Die 2008 unterstützten Maßnahmen umfassen eine ständige gemeinsame Ausbildung (die in den nächsten Jahren zu einer Zusammenarbeit von Filmschulen ausgebaut werden soll), gemeinsame Werbemaßnahmen für die Vermarktung von Filmen und die Unterstützung von Projekten der Kinonetzwerke – all dies soll für Kinobesucher aus Drittländern einen Anreiz darstellen, sich mehr europäische Filme anzusehen, und natürlich soll umgekehrt auch das Interesse europäischer Kinobesucher an Filmen aus Drittländern gesteigert werden.
Durch die Konsultation der Öffentlichkeit zu einem eventuellen MEDIA MUNDUS-Programm, die die Kommission jetzt gestartet hat, soll die Meinung der Befragten zur Ergänzung des MEDIA-Programms für Förderung, Entwicklung und Vertrieb von Filmen (jährliches Budget ca. 100 Mio. EUR) durch ein neues internationales Programm eingeholt werden. Die Befragten werden zu spezifischen Themen konsultiert, darunter:
* Abschluss von Vereinbarungen zwischen Verteilern/Exporteuren/ Rechteinhabern aus der Europäischen Union und aus Drittländern (z. B. durch Veranstaltung von Koproduktionsmessen), um die Premiere ihrer jeweiligen Filme in den Partnerländern zu fördern;
* Sichtung von Filmen aus Europa und aus Drittländern in den entsprechenden Kinonetzwerken und Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Filme aus Europa und aus Drittländern, für die gegenseitige Vertriebsvereinbarungen geschlossen wurden;
* Organisation gemeinsamer Schulungen von Filmausbildungsstätten in Europa und in Drittländern.
Ausgehend von den Beiträgen, die im Rahmen dieser Umfrage eingehen, wird die Kommission noch vor Ende 2008 über einen Vorschlag für ein eventuelles MEDIA MUNDUS-Programm entscheiden. Dieses Vorhaben hat bei den Kulturministern, die am Europatag der Filmfestspiele von Cannes am 19. Mai 2008 teilnahmen, bereits großen Zuspruch gefunden.
Hintergrund:
Das europäische MEDIA-Programm hilft Filmemachern aus 32 Ländern beim Zugang zur Finanzierung für den weltweiten Vertrieb ihrer Filme. Im Zeitraum 2007-2013 werden im Rahmen von MEDIA 755 Mio. EUR für die europäische audiovisuelle Industrie bereitgestellt (IP/07/169).
Letzen Monat wurden vier MEDIA-finanzierte Filme beim Filmfestival von Cannes ausgezeichnet. Einer der Filme, Entre les murs, erhielt die Goldene Palme, ein anderer, Gomorra, den Großen Preis der Jury (IP/08/800). Die genannten Filme gehörten zu den 14 auf dem Festival gezeigten Filmen, für deren Produktion oder Vertrieb Mittel in Höhe von insgesamt über 900.000 EUR aus dem MEDIA-Programm der Europäischen Union bereitgestellt wurden (IP/08/741). Bei der diesjährigen Oscar-Verleihung konnten MEDIA-geförderte Filme Triumphe feiern, als sowohl „Die Fälscher“ (Österreich/Deutschland) als auch „La vie en Rose“ (Frankreich) mit dem Oscar ausgezeichnet wurden (IP/08/298).
- Weitere Informationen über den Online-Fragebogen:
http://ec.europa.eu/information_society/media/mundus/index_en.htm
- Weitere Informationen über die öffentliche Anhörung:
http://ec.europa.eu/information_society/media/mundus/public_hearing/index_en.htm
- Weitere Informationen über MEDIA International:
http://ec.europa.eu/information_society/media/prep_action/index_en.htm
- Weitere Informationen über das MEDIA-Programm und die Auszeichnungen bei den Filmfestspielen von Cannes 2008:
*http://ec.europa.eu/avpolicy/media/index/en.html
*http://ec.europa.eu/information_society/media/overview/news/cannes_2008/index_en.htm
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