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Date :  2005-03-30
langue :  Allemand
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Biopiraterie

Biopiraterie

Source :  Suman Sahai


Biopiraterie wird verstanden als der unautorisierte Gebrauch des genetischen Erbmaterials und des traditionellen Wissens indigener und lokaler Gemeinschaften durch andere, die weder die Erlaubnis dieser Gemeinschaften dafür eingeholt noch einen Vertrag in irgendwelcher Form mit ihnen geschlossen haben. Biopiraterie ist kein neues Phänomen. Die Plünderung von biologischem Reichtum aus der Biodiversität reicher Länder des Südens war schon ein Markenzeichen der Kolonialzeit. Die Briten zum Beispiel ermöglichten den Diebstahl von Gummi aus Brasilien, wo er aufmerksam gehütet wurde, damit sie ihn in ihren Kolonien in Asien, eingeschlossen Indien, kultivieren und den weltweiten Gummihandel kontrollieren konnten. Biopiraterie existiert also schon lange, ihr Profil hat sich allerdings verändert. In früheren Tagen waren Pflanzen und Tiere Teil der Beute von Eroberungsarmeen oder wurden heimlich gewonnen, wie im Fall von Gummi. Heutzutage wird die Plünderung von biologischem Reichtum ziemlich unverhohlen vorangetrieben, indem Technik und international legitimiertes legales Werkzeug zum Einsatz kommen.

Der neuerliche Schub Richtung Biopiraterie heutzutage resultiert aus Entwicklungen in der Biotechnologie und der internationalen Pharmaindustrie. Die Pharmaindustrie steckt gerade in einer ordentlichen Krise. Die Entwicklungskosten von Medikamenten haben astronomische Ausmaße erreicht. Die Zahlen, die von der Arzneimittelindustrie veröffentlicht werden, besagen, dass es sie etwa 1 Billion US Dollar kostet, ein neues Produkt auf dem Markt zu platzieren. Daneben häufen sich Vorfälle von Nebenwirkungen, oft von gefährlicher Art, wie kürzlich im Fall von VIOXX® zu beobachten, einem von Merck entwickelten Medikament, das als akutes Schmerzmittel für Erwachsene verschrieben wird, jedoch Herzprobleme auslöst. Die Suche nach neuen Molekülen ist daher teuer, unsicher und birgt das Risiko an enormen Schadensersatzzahlungen, wenn etwas schief läuft.

Deshalb sucht die Pharmaindustrie vermehrt nach Medikamenten und Produkten, die von lokalen Germeinschaften in alten Kulturen wie Indien, Afrika und China entwickelt worden sind, wo noch immer jahrhundertealte Traditionen mit einheimischen Heilmitteln praktiziert werden. Diese Heilpraktiken und Kuren sind ein ergiebiges Jagdrevier für Biopiraten. Patente sind das Instrument, mit dem das Produkt von seinen legitimen Eigentümern gestohlen wird. Deshalb gab es auch die berühmten Fälle von Biopiraterie der Hoodia-Pflanze des San-Stammes, Kurkuma (Tumeric, Gelbwurz) aus Indien und die Ayahuasca aus dem Amazonasbecken. Glücklicherweise wurden all diese Patente erfolgreich abgeschmettert, nichtsdestotrotz gibt es jedoch genügend Beweise, dass dieser Erfolg den Prozess der Biopiraterie nicht aufgehalten hat, sondern dass er ungehindert weiter getrieben wird. Tatsächlich regen wir uns nur darüber auf, was wir wirklich aufdecken. Die meiste Zeit jedoch haben wir keine Ahnung davon, was schon längst patentiert worden ist.

Im Fall von Biotechnologie haben wir eine Technologie, die genetisches Material dafür benutzt, Produkte herzustellen, die früher durch chemische Prozesse entstanden sind. Medikamente wie Insulin und Produkte zur Bioremediation und biotechnischen Umweltsanierung sind einige der potenziellen Produkte im Angebot der Biotechnologie. Das Dilemma mit der Biotechnologie und ihrer Anwendungen liegt in der Tatsache, dass die Technologie, Gene aus einem Organismus herauszuschneiden und in in den nächsten einzufügen (rekombinante DNA-Technologie), in den Laboren der Industrienationen, hauptsächlich in den USA, entwickelt worden ist, das Rohmaterial jedoch, die Gene, aus dem genetischen Material tropischer Länder des Südens kommt. Somit haben wir eine Situation, wo die Länder die Technologie, nicht jedoch das Rohmaterial besitzen. Die Lösung zu diesem Problem haben die Großkonzerne des Westens in der Biopiraterie gefunden. Anstatt einem gerechten und fairen Pfad zu folgen und ein Abkommen mit den Eigentümern der Erbmasse einzugehen, um ihr genetisches Material zu nutzen und die Profite aus der Kommerzialisierung dieser Produkte zu teilen, stehlen sie diese lieber einfach und patentieren sie in ihren Heimatländern. Das USPTO (US Patent and Trademark Office) ist mit Abstand der größte Missetäter, was illegitime Patente dieser Art betrifft, gefolgt vom Europäischen Patentamt, während Japan an dritter Stelle folgt.

Biopiraterie wird heutzutage unterstützt von internationalen Organisationen wie der Welthandelsorganisation (WTO), das TRIPS-Abkommen, das es jedem erlaubt, alles Erdenkliche zu patentieren, ohne Rücksicht auf die Rechtmäßigkeit des Patentes. Das andere internationale Abkommen, das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Biologische Vielfalt (engl. Convention on Biological Diversity - CBD), das sich mit biologischen Ressourcen beschäftigt, ist eine Pro-Community Konvention, die anerkennt, dass lokale Gemeinschaften die Eigentümer dieser Ressourcen und des indigenen Wissens sind. Das Abkommen verlangt außerdem, dass, wenn biologische Ressourcen und indigenes Wissen genutzt werden, dies nur mit dem vorherigen Einverständnis der Gemeinschaften und mit einem Vertrag zur Teilhabe an den Profiten durch die Kommerzialisierung dieser Ressourcen geschehen darf. Natürlich hat der größte Biopirat - die USA - sich geweigert, dem CBD beizutreten und anzuerkennen, dass lokale Gemeinschaften auch Rechte haben!

Der Kampf gegen Biopiraterie kann nicht dadurch gewonnen werden, gegen jedes ausgestellte Patent zu kämpfen. Das ist teuer und auf Dauer ineffektiv. Die einzige Antwort auf zügellose Biopiraterie ist es, aggressiv auf internationaler Ebene zu verhandeln, dass eine formelle Verbindung zwischen der WTO und dem CBD eingerichtet wird, so dass Patente unter TRIPS nur dann erteilt werden können, wenn sich derjenige, der sich um das Patent für biologisches Material bewirbt, den Bedingungen des CBD unterwirft. Die Doha-Deklaration beinhaltet diese Klausel, die Vereinigten Staaten jedoch blockieren vorhergesehener Weise jegliches Vorankommen. Indien wirbt in der WTO für diesen Punkt zusammen mit Brasilien, China, Equador, Malaysia usw. Diese Position muss aufrecht erhalten und gestärkt werden bei jedem WTO-Treffen.


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