Ref. :  000000426
Date :  2001-03-23
langue :  Allemand
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Die Napster-Enthüllung

Napster


"Die Affäre Napster" kann als eine der Grundlinien einer neuen Gegebenheit der Dominierung und Aufteilung angesehen werden. Jenseits von jedem wirtschaftlichen und finanziellen Einsatz, der die Musikindustrie mobilisiert hat und jenseits aller juristischen Wendungen, die diese Affäre in der letzten Zeit genommen hat, hat sie eine Reihe von Fragen zu den widersprüchlichen Formen der Mondialisierung auf internationalem Niveau aufgeworfen.

Die Affäre Napster konfrontiert zwei unterschiedliche normative Konzepte der "Mondialisierung". Auf der einen Seite steht ein privatives, kaufmännisches Konzept, das von einer Maximisierung des Profites derer, die die Mittel und Wege der Mondialisierung benützen, geleitet wird,. Auf der anderen Seite steht eine öffentliche, nicht lukrative Annäherung an die Mondialisierung, die von der Sorge um eine Maximisierung der sozialen, kulturellen und erzieherischen Aufteilung angetrieben wird, ob diese nun innerhalb oder außerhalb der Grenzen der Gesellschaft stattfindet. Zwei Konzepte, die trotz ihrer verschiedenen Variationen und Zweideutigkeiten zu mindestens zwei Arten von Subjekten der "Mondialisierung" definieren.

Das erste ist ein kaufmännisches Subjekt (Hersteller, Verteiler, Verbraucher...), das sich durch einen Horizont der Profitverteilung (der wirtschaftlichen, intellektuellen, künstlerischen Profite) hindurch erhält, und das als einzig gemeinsamen Maßstab das Geld (das "den Austausch angleicht") und den Wert der "ausgetauschten Inhalte" anerkennt.

Erinnern wir uns an Aristoteles im fünften Buch der Nikomachischen Ethik: "Die Münze, die die Rolle des Maßes spielt, macht die Dinge untereinander vergleichbar und bringt sie zur Gleichheit: denn es gäbe keine Interessengemeinschaft ohne Tausch, kein Tausch ohne Gleichheit und endlich auch keine Gleichheit ohne Vergleichbarkeit (Möglichkeit über ein gemeinsames Maß zu verfügen)." (1)

Die "Interessengesellschaft", die Dank des Geldes als gemeinsamer Maßstab den Käufer an den Verkäufer bindet, kann jedoch in Gefahr geraten, wenn die einen verkaufen ohne sich um das Geld zu sorgen, das sie als Ausgleich bekommen, und die anderen Summen ausgeben, die nicht mehr in einem vernünftigen Zusammenhang mit ihren Interessen stehen. In diesem Fall entsteht Misstrauen in den zivilen Beziehungen, die Unbeständigkeit breitet sich aus...

Das zweite Subjekt der "Mondsalisierung" ist ein öffentliches nicht-kaufmännisches Subjekt dessen Maß auch kein anderes ist als der Austausch (was somit philosophische und rechtliche Probleme aufwirft). Austausch der Informationen, des Wissens, der Werke, der Techniken, der Netze, der Adressen die durch die "NTIC" erleichtert werden, jene Medien die sich dem direkten Zugriff kaum verschließen. Austausch zwischen "Gleichen", die nicht mehr durch das Geld angeglichen werden müssen. Ein Austausch der, jenseits der individuellen Befriedigung jener die geben und erhalten, sich als Ziel gesetzt hat, einen weltweiten Tauschprozess zu entwickeln, wobei sich das private Interesse mit dem allgemeinen überschneidet (auf die Napster-Seite gehen und Zugriff zu 50 bis 60 Millionen privater Plattensammlungen haben, anstatt der zehn Plattensammlungen seiner Freunde).

In dem ich diese Bruchstelle wachrufe, will ich erst einmal daran erinnern, dass die mondialisierten Verbraucher sich eher unverantwortlich zeigen, gegenüber der Fragen die ihnen gestellt werden und gegenüber der Möglichkeiten, die sich ihnen auftun. Im Fall Napster haben sich die Freunde von Shawn Fanning und die Freunde seiner Freunde darum gedrängt, den gerade erst fertiggestellten Server ins Netz zu bringen, ohne die Bedenken des Erfinders zu beachten. In diesem Sinne haben sie ihrem Lieblingssite den Rücken zugewendet und ihn beschimpft, kaum war der Vertrag mit Bertelsmann im Herbst 2000 unterschrieben. Hier stellen sich zwei Fragen. Die erste ist diese: verdienen die Verbraucher, die immer genauso bereit sind, sich über „die Mondialisierung" zu beschweren (die sie als Erklärung für alles benutzen), wie von ihr zu profitieren, aber nie oder selten sie zu denken, etwas anderes, als die verschiedenen Formen der Dominierung (kulturell, linguistisch, politisch, finanziell) die durch die Mondialisierung ermöglicht werden, zu ertragen? Die zweite Frage ist: Was ist nun der Sinn dieser kommunaristischen Art der Erfahrung der „Aufteilung", die sich auf einer originären Entführung gründet? Ist es nötig auf Rousseau und Proudhon zurückzugreifen, um uns darüber klar zu werden?

Ich werde weiterhin die Wiedersprüche unterstreichen, die auf Grund der Affäre Napster mit der organisierten Welt der Autorenverbände, der Musik- und Plattenverlage, und, vor allem, der Major Companies zu tage getreten sind. Denn wenn sich das Argument das gegen Napster verwendet wurde, darauf gründet, dass es „nichts weiter ist, als ein Instrument für die Piraterie auf großer Ebene", wie es der Verein der Musikindustrie in Amerika Ende 1999 gemacht hat, ist dies eine vorsintflutliche Einstellung auf die Diane Cabell vom Berkman Center seinerzeit so geantwortet hat: „Die Beziehungen zwischen dem Internet und der Musikwelt werden immer weiter zu definieren sein. Die Leute werden bloß auf Grund eines Gerichtsentscheids nicht aufhören Musik aus dem Internet zu kopieren ". Es erscheinet mir somit klar, dass die „Mondialisierung" des „Kopierens" den aktuellen Gegebenheiten inhärent geworden ist, und dass der Versuch, sie über rechtliche Entscheidungen oder administrative Reglementierungen zu steuern, von Anfang an zum Scheitern verdammt, und noch dazu eher beklagenswert ist. Somit entwickeln sich diese anderen Fragen, die sich an jene Organisationen wenden, die eine defensive Haltung in der gegenwärtigen Problematik beanspruchen. 1. Denken Sie, dass sie die Welle der Aufteilung der Ideen und der Werke langfristig aufhalten können in dem sie sich auf die Autorenrechte stützen? 2. Vielleicht ist das wirtschaftlich-rechtliche Modell, auf das sich Ihre Handelsgesellschaften stützen, einfach schon tot (und noch nicht begraben). Sollte man daraus nicht auch außerjuristische Schlüsse ziehen? 3. Neue Formen der Produktion, der Verteilung und des nicht privativen Austausches konstituieren die mächtigste Antwort auf die extreme Konzentration des Angebotes der „Kulturprodukte" zu der Sie seit Jahrzehnten beigetragen haben, und sie stehen unter Verdacht ihre gesamten Aktivitäten zu überschatten. Wäre es nicht an der Zeit, mit ihren Promotoren einen Dialog zu initiieren, der sich nicht auf rechtlich-finanzielle Argumente beschränkt, die völlig unnötig und überholt sind?

Wenn man letztendlich das Zögern, das man auch Stummheit nennen könnte, das sie während der Affäre Naptser zur Schau getragen haben in Betracht zieht, werde ich weiterhin fragen: was können wir von den Staaten im Kontext der Mondialisierungen erwarten, die die normativen Beziehungen zwischen denjenigen, die die intellektuellen und künstlerischen Rechte innehaben, denjenigen die die Werke in die Öffentlichkeit bringen, ihren Klienten, und all jenen die nicht ihre Klienten sein können, über den Haufen werfen ? Und das obwohl sie selber sich mit analogen Problemen konfrontieren (z. Bsp. Regierung und Machtverteilung innerhalb der Europäischen Union und der WTO) : kann man oder soll man noch auf eine Schiedsrichterfunktion der Staaten (oder der multilateralen Institutionen) hoffen, die zwischen den verschiedenen Privatinteressen der Hersteller, der Verteiler, der Verbraucher und dem Verlangen nach Aufteilung und nicht merkantilem Tausch der Individuen vermittelt? Während die Legitimität und die Rolle der Staaten überall durch diese Mondialisierungen auf die sie angeblich keinen Einfluss haben, in Frage gestellt werden, sollte man von jenen Staaten erwarten, dass sie festlegen wo die Dominierung aufhört und die Aufteilung anfängt?

So müssen wir den Schluss ziehen, dass wir unsere Prioritäten ändern müssen! Und die erste von ihnen, sehr inaktuell und sogar unzeitig, ist diejenige, die Konzepte der Aufteilung, die die kritische Neubewertung der verschiedenen Mondialisierungsprozesse erlauben - dank einer internationalen intellektuellen Auseinandersetzung - neu zu definieren. Von diesem Standpunkt aus gesehen, zeigen die einstweiligen Konklusionen der Episode Napster und der Beginn des Feuilletons Courtney Love, die für Napster Partei ergriffen hatte und nun eine Umarbeitung der Standardverträge für Musiker verlangt, indem sie gleichzeitig ihr eigenes Label Universal angreift, den Bereich der Kulturindustrien als privilegiertes Experimentierfeld für diese große Debatte, die unumgänglich geworden ist. Wir dürfen hier keinen Zufall sehen: schon immer waren Kunst und Kultur, in ihren verschiedenen Formen, gleichzeitig das privilegierte Medium der Aufteilung und der Gegenstand ununterbrochener (und oft gelungener) Privatisierungsversuche. Somit ist das, was wir durch die immer privativere Mondialisierung der Kulturindustrien durch die Majors und der mehrförmigen Reaktionen, die sie hervorruft, nicht mehr als eine Episode eines langen historischen Kampfes. Die Frage die sich hier stellt, ist die, uns den Zustand vorzustellen, der dem der extremen Konzentration folgen wird. Nach der Tyrannei die Demokratie? Und wenn dies der Fall ist, welche Form von Demokratie?

(1) Aristoteles, Nikomachische Ethik, Akademie-Verlag


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