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Date :  2016-01-25
langue :  Allemand
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Hat Goebbels gewonnen?


Im Deutschland der 1930er Jahre kannten die Parteiführer der Nazis die Macht der Massenkommunikation zur Verbreitung von Hass und Antisemitismus. „Propaganda“, schrieb Hitler, „ist in der Hand eines Experten wahrlich eine furchtbare Waffe“. Bei ihrem Aufstieg zur Macht verwendeten die Nazis moderne und hoch entwickelte Kommunikationstechnologien wie Radio und Film, um in einer jungen Demokratie mit einer gut ausgebildeten Bevölkerung den Kampf der Ideen zu gewinnen – und damit die Meinung und das Verhalten der Öffentlichkeit zu beeinflussen.

Die Nazis sind Geschichte, aber die Propaganda lebt weiter, und ihre Möglichkeiten nehmen immer tödlichere Ausmaße an.Während wir am 27. Januar dem 71. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz-Birkenau gedenken, setzen extremistische Gruppen in aller Welt neue Technologien ein, um Hass zu säen und neue Massentötungen und Völkermorde zu verüben.

Deshalb entschied die UNESCO, den internationalen Gedenktag in diesem Jahr unter das Motto Von Worten zum Völkermord: Antisemitische Propaganda und der Holocaust zu stellen. In diesem Rahmen veranstalten die UNESCO und das Holocaust Memorial Museum der Vereinigten Staaten (USHMM) in der UNESCO-Zentrale gemeinsam die Ausstellung Staat der Täuschung: Die Macht der Nazi-Propaganda.

Während der frühen 1930er, einer Zeit ernster wirtschaftlicher Probleme, waren viele Deutsche bereit, den Antisemitismus der Nazis zu übersehen, da sie von anderen Aspekten der Partei angezogen wurden. Und die Nazis wussten das: Vor den Wahlen von 1932 nutzte die Partei das noch recht junge Gebiet der Wahlforschung, um die Bedürfnisse, Hoffnungen und Ängste der Arbeiter und Angestellten, der Mittelklasse, der Frauen, der Bauern und der Jugend zu untersuchen.

Dementsprechend zügelten die Nazi-Propagandisten ihre antisemitische Rhetorik und stellten ihre Partei als die einzige dar, die Arbeitsplätze schaffen und den Deutschen genug zu essen geben konnte. Auch unter den erstmals wahlberechtigten Frauen gewannen sie Stimmen, indem sie sich als die Verteidiger des traditionellen deutschen Frauentums und der Familie darstellten.

Hitlers extremer Nationalismus kam bei großen Teilen des Publikums gut an, darunter auch bei jungen Menschen, die wollten, dass Deutschland seine verlorenen Gebiete und seine militärische Macht zurückbekam. Zentral im Weltbild der Nazis war aber weiterhin ein fanatischer Antisemitismus. Sobald die Partei 1933 an die Macht kam, begann sie mit der Einführung judenfeindlicher Politik. Um ihr Ziel eines vereinigten „arischen“ Europas zu erreichen, beseitigten sie alternative Informationsquellen, verbrannten Bücher und verhafteten Journalisten.

In der heutigen vernetzten Welt können Menschen und nichtstaatliche Gruppen unter dem Einfluss extremistischer Ideologien die Macht neuer Technologien dazu benutzen, Einstellungen und Überzeugungen zu beeinflussen und in weltweitem Maßstab zu Gewalt anzustiften. Seit 2014 hat der Islamische Staat (IS) über 700 Propagandavideos in allen großen Sprachen und unter einer Vielzahl von Zielgruppen verbreitet, um die Reichweite und den Einfluss seiner Botschaft zu vergrößern.

Diese Hassbotschaften werden über fast 50.000 Twitter-Konten in die Welt gesetzt, um Unwissenheit, Intoleranz und Spaltungen innerhalb der Gesellschaft auszunutzen. Gezielt werden junge Menschen angeworben. Innerhalb der von ihm kontrollierten Gebiete verurteilt und tötet der IS Menschen aus religiösen und kulturellen Gründen. Laut einem aktuellen USHMM-Bericht hat die Gruppe an der jesidischen Minderheit, die sie in ihrer Gewalt hat, Völkermord begangen.

Ein weiterer Besorgnis erregender Trend ist die immer ausgeklügeltere Verwendung hassvoller Sprache gegen Minderheiten und Migranten. Die gewalttätige, ausgrenzende und diskriminierende Rhetorik ist nach Europa zurückgekehrt – in die Heimat des Holocaust. In einem Klima von Angst und tödlicher Terroranschläge nutzen extreme Nationalisten die aktuelle Flüchtlingskrise, um Anhänger zu gewinnen.

In Staat der Täuschung wird gezeigt, wie Propaganda tödliche Folgen haben kann. Der Holocaust begann nicht mit Massenmorden, sondern mit Worten. Wir müssen uns daran erinnern, wie ein ganzer Kontinent durch das Gift des Antisemitismus und Rassismus über die Massenmedien und die politischen, kulturellen und erzieherischen Systeme in massenhafte Gewalt und Völkermord getrieben wurde.

Und angesichts der neuen Hasspropaganda ist unsere Aufgabe heute, die Macht der neuen Kommunikationstechnologien dafür zu nutzen, Pluralismus und Menschenwürde für alle zu fördern und gegen alle Formen von Antisemitismus und Holocaust-Leugnung zu kämpfen. Dieser neue Krieg um die Herzen der Menschen kann nur gewonnen werden, wenn wir die Werkzeuge der Ausbildung, Kultur, Wissenschaft und Kommunikation erneuern und verbessern. Vor siebzig Jahren wurde zu diesem Zweck die UNESCO gegründet, die heute ein weltweites Programm zur Aufklärung über den Holocaust und zur Verhinderung von Völkermord durchführt. Dabei arbeitet sie mit Regierungen und Lehrern zusammen, um diesen Teil der Geschichte in die Klassenräume zu bringen.

Politisches Gift kann nicht allein durch Bomben oder Patronen besiegt werden. Auch den Kampf der Ideen müssen wir gewinnen. Schulen, Museen und die Medien müssen das Medienbewusstsein schärfen, damit junge Menschen lernen, kritisch zu denken. Intellektuelle, Künstler und Personen des öffentlichen Lebens müssen die Gefahr der Gleichgültigkeit gegenüber Gruppen betonen, die Intoleranz und Zurückweisung predigen. Und die Politiker müssen soziale Integration und gegenseitiges Verständnis fördern.Auf diese Weise können wir den Opfern des Holocaust eine Ehre erweisen – indem wir nicht nur die Toten beklagen, sondern auch die Lebenden unterstützen.


Aus dem Englischen von Harald Eckhoff


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