Ref. :  000038807
Date :  2015-11-17
langue :  Allemand
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Ein Vor-Urteil der Pariser Klimakonferenz


Die Ende dieses Monats beginnende UN-Klimakonferenz in Paris wird als Chance zur Rettung des Planeten gepriesen. Das ist sie aber nicht. Wie ich in einer von Experten begutachteten wissenschaftlichen Publikation aufzeige, würde man mit dem in Paris erzielten Abkommen, selbst im Falle seines Erfolgs, die Temperatur im Jahr 2100 um lediglich 0,05° Celsius senken. Der Anstieg der Meeresspiegel würde nur um 1,3 Zentimeter reduziert werden.

Das kommt vielleicht überraschend, denn ständig hören wir von den wichtigen Bekenntnissen der Länder zur Reduktion ihrer CO2-Emissionen – von den sogenannten „nationalen Klimaschutz-Zusagen“. Laut Angaben der Leiterin des UN-Klimasekretariats, Christiana Figueres, „ist es mit den Zusagen möglich, den prognostizierten Temperaturanstieg bis zum Jahr 2100 auf ungefähr 2,7ºC zu begrenzen, wobei dies keineswegs ausreichend, aber doch um um einiges weniger ist, als die geschätzten vier, fünf oder noch mehr Grad, die zuvor vielerorts vorausgesagt worden waren.“

Figueres führte aus, dass die Erderwärmung aufgrund des Pariser Abkommens um beinahe 2°C, von 4,5°C auf 2,7°C reduziert werden könne. Obwohl ihre Formulierung so gewählt war, dass sie diese Aussage in dieser Art nicht explizit traf, wurde es von den meisten Zuhörern genau so verstanden. Doch diese Berechnung der Temperatursenkung beruht fast ausschließlich auf erfundenen Zahlen und Wunschdenken.

Der erwartete Temperaturanstieg von 4,5°C beruht auf der Annahme eines CO2-Ausstoßes von fast 10.000 Gigatonnen (Gt oder Milliarden Tonnen) im Laufe dieses Jahrhunderts, wobei alle anderen Treibhausgase in CO2-Äquivalente umgerechnet werden. Doch diese Zahl glaubt eigentlich niemand – sogar das UN-Umweltprogramm schätzt, dass wir ganz ohne Klimaschutz-Maßnahmen 7.750 Gt emittieren werden, was zu einem Temperaturanstieg von 3,8°C führen würde. Die restlichen 0,7°C sind also frei erfunden: die Klimaschutzpolitik wird sich die Reduktion nicht auf ihre Fahnen heften können, denn der Anstieg hätte ohnehin nie stattgefunden.

Die Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 2,7°C erfordert eine Beschränkung der weltweiten Emissionen auf etwa 4.700 Gt. Um also den Versprechen von Figueres gerecht zu werden, sollte man erwarten, dass die Emissionen durch das Pariser Abkommen um etwa 3.000 Gt gesenkt werden. Das wird aber nicht passieren.

Figueres‘ eigene Organisation schätzt, dass die von 2016 bis 2030 versprochene Gesamtreduktion 29 bis 33 Gt betragen wird, wobei dieser Wert 1 Prozent jener Senkung entspricht, die erforderlich ist, um auf 2,7°C zu kommen. Die restlichen 99 Prozent, so die Hoffnung, sollen gleich nach dem Zeitraum von 2016-2030, innerhalb dessen wenig passieren wird, erreicht werden, wobei die Länder ihre Anstrengungen beschleunigen und mit dramatischen Emissionssenkungen beginnen sollen. Die jüngere Vergangenheit lässt diese Ambitionen allerdings unplausibel erscheinen.

Im Jahr 1997, als die Welt das Kyoto-Protokoll unterzeichnete, erwartete man beinahe überall, dass es sich dabei nur um den ersten Schritt in Richtung einer substanziellen Senkung der Emissionen handeln würde. Doch die im Pariser Abkommen vorgesehenen Emissionssenkungen liegen nur um ein Drittel höher als die in Kyoto versprochenen Werte. Und das Kyoto-Protokoll, das keinerlei Maßnahmen von den Entwicklungsländern forderte, wurde so lange neu verhandelt, bis überhaupt keine Emissionsbeschränkungen mehr gefordert waren. Die Vereinigten Staaten schieden vorzeitig aus und schließlich verabschiedeten sich auch Kanada, Russland und Japan. Nur 12 Jahre später - auf dem Klimagipfel im Jahr 2009 in Kopenhagen - war man mit den großen Erwartungen auf ganzer Linie gescheitert.

Nur geringfügig weniger weit hergeholt ist die Hoffnung, dass die Länder bis 2030 nicht nur ihren Versprechen von Paris nachkommen, sondern ihre Bemühungen um die Emissionsbeschränkungen über das restliche 21. Jahrhundert hinweg noch ausdehnen. Die Regierungen bieten jedenfalls nichts dergleichen an. Die USA sagen beispielsweise ganz deutlich, dass sich ihr „Ziel auf ein einziges Jahr bezieht: nämlich 2025.“ Wir könnten sogar annehmen, dass Länder, die versuchen ihren CO2-Ausstoß zu begrenzen, ihre energieintensive Produktion nicht einfach in andere Länder auslagern. (Im Rahmen des Kyoto-Protokolls verlagerte man etwa 40 Prozent des Ausstoßes auf diese Weise, wobei die gesamte Emissionsreduktion der EU allein durch höhere Importe aus China aufgehoben wurde.) Und wir könnten überdies davon ausgehen, dass jedes einzelne Land jedes einzelne seiner Versprechen einlöst.

Aber selbst auf Grundlage dieser gewagten Annahmen würde die Senkung des Temperaturanstiegs lediglich bescheidene 0,17°C betragen. Ein einfaches Modell des Anstiegs der Meeresspiegel zeigt, dass wir vielleicht 2,6 cm verhindern würden. Und obwohl man die Emissionen um über 500 Gt reduzieren würde, beträgt die Differenz zu Figueres‘ versprochenem Wert noch immer 2.500 Gt.

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Zahlreiche Umweltaktivisten äußern sich empört über meine wissenschaftliche Untersuchung, die zeigt, welch geringe Auswirkungen Paris haben wird. Ihre Wut überrascht, denn die Mathematik dahinter ist simpel: Wir hoffen auf 3.000 Gt, verpflichten uns aber lediglich zu 30 Gt und die Erfahrung der Vergangenheit zeigt, wie unwahrscheinlich es ist, dass selbst diese Versprechen gehalten werden.

Aber neben großen Teilen des Klimapolitik-Establishments haben die Aktivisten zwei Jahrzehnte investiert, um den Kyoto-Kopenhagen-Prozess voranzutreiben, der bislang so wenig Ergebnisse brachte. Wunschdenken, so scheint es, fällt leichter, als die Mängel in ihrem Ansatz zur Kenntnis zu nehmen.

Ebenso wie im Falle Kyotos argumentiert man vielerorts, dass die Länder in den kommenden Jahrzehnten weit über ihre Versprechen hinausgehen werden. Die USA haben angedeutet, sie könnten ihre Emissionen bis 2050 um 80 Prozent senken. Doch der Durchschnittswert aller führenden energiewirtschaftlichen Modelle deutet darauf hin, dass eine derartige Senkung jährlich über eine Billion Dollar (zu seinem derzeitigen Wert) kosten würde, wobei sich die realistischen Kosten in Richtung 2,5 Billionen Dollar bewegen.

In ähnlicher Weise bekennt sich auch die EU zu einer Emissionssenkung um mindestens 80 Prozent bis 2050. Aber auch in diesem Fall würden sich die von sieben Modellen geschätzten durchschnittlichen Kosten auf 3 bis 6 Billionen Euro jährlich belaufen – womöglich fast ein Viertel des europäischen BIPs. Derartige Kosten legen nahe, dass es sich bei den vorgeschlagenen Senkungen angesichts der gegenwärtigen technologischen Erwartungen um reines Wunschdenken handelt.

Breite Aufmerksamkeit wurde Chinas Versprechen zuteil, den Höhepunkt der Emissionen um das Jahr 2030 zu erreichen. Ich habe dieses Bekenntnis nicht in meine Berechnungen aufgenommen, denn bislang handelt es sich dabei hauptsächlich um politische Schaumschlägerei, da es noch mindestens 15 bis 20 Jahre dauern wird, bis irgendwelche Auswirkungen in der Realität zu spüren sein werden. Sehr wohl berücksichtigte ich jedoch Chinas Versprechen, seine Emissionen bis 2030 um etwa 2 Gt zu senken, was sich jährlich mit etwa 200 Milliarden Dollar zu Buche schlagen wird.

Die Modelle lassen erkennen, dass ein Emissions-Höhepunkt im Jahr 2030 China bis 2050 jährlich ungefähr 500 Milliarden bis 1 Billion Dollar (zu seinem heutigen Wert) kosten könnte. Da es unwahrscheinlich ist, dass sich die EU und die USA wirtschaftlich selbst schaden werden, um ihre großspurigen Ziele nach 2030 zu erreichen, erscheint es auch unglaubwürdig, dass China derartiges gelingen könnte. Dennoch ist Chinas Emissions-Höhepunkt nicht der heilige Gral, denn damit werden die Emissionen bis zum Ende des Jahrhunderts nur um etwa 300 Gt verringert – was einer Temperatursenkung von etwas weniger als 0,1°C entspricht.

Unser Ansatz hinsichtlich des Klimawandels ist mangelhaft. Das Abkommen von Paris wird der Welt wahrscheinlich Kosten von mindestens einer Billion Dollar jährlich bescheren, aber bis zum Ende des Jahrhunderts nur für eine minimale Senkung der Temperatur sorgen. Wir sollten erkennen, dass der Versuch, fossile Brennstoffe zu teuer zu machen, niemals funktionieren wird. Stattdessen sollten wir grüne Energie so billig gestalten, dass diesem Angebot niemand widerstehen kann.

Aus dem Englischen von Helga Klinger-Groier


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