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Date :  2015-06-22
langue :  Allemand
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Die besten Möglichkeiten im Kampf gegen die extreme Armut

Source :  Project Syndicate


KOPENHAGEN – Im Jahr 1950 lag das jährliche Einkommen der Menschen in Südkorea und Pakistan etwa gleich hoch. Heute sind die beiden Länder kaum noch miteinander vergleichbar. Das Pro-Kopf-Einkommen in Südkorea hat sich seit damals verdreiundzwanzigfacht, während sich der entsprechende Wert in Pakistan lediglich verdreifachte.

Wie wir den ärmsten Ländern der Welt helfen können, den Erfolg Südkoreas nachzuahmen, ist eine der wichtigsten Fragen, die es heute auf der Welt zu beantworten gilt. Verbesserte wirtschaftliche Bedingungen führen zu umfassenderer Gesundheitsversorgung, einem höheren Bildungsniveau, zu längerer Lebenserwartung und einer geringeren Anfälligkeit im Hinblick auf Herausforderungen wie Naturkatastrophen.  


Zahlreiche der 169 von den Vereinten Nationen vorgeschlagenen Entwicklungsziele für die nächsten 15 Jahre haben im Kern mit der Reduzierung der Armut zu tun. Aber nicht alle diese Ziele sind in gleichem Maße positiv. Das unter meiner Leitung stehende Copenhagen Consensus Center bat jüngst 60 Ökonomen-Teams um eine Bewertung des Nutzens und der Kosten dieser UN-Ziele, die im September an die Stelle der Millenniumsentwicklungsziele treten werden.  

Eines der am wenigsten erstrebenswerten Ziele scheint auf den ersten Blick lobenswert: Vollbeschäftigung für alle. Leider ist das kein Ziel, sondern ein Traum. Ökonomien brauchen ein gewisses Maß an Arbeitslosigkeit, um Arbeitnehmern den Jobwechsel zu ermöglichen und die meisten Regierungen konzentrieren sich bereits auf die Schaffung von Arbeitsplätzen. Forschungsergebnisse legen nahe, dass Politiker und Interessensgruppen ein Vollbeschäftigungsziel nutzen würden, um kostspielige, protektionistische Strategien zu unterstützen, mit denen man zwar Arbeitsplätze für einige schafft, aber viele in die informelle Wirtschaft drängt. Am Ende würde man damit also wahrscheinlich weniger erreichen, als es der finanzielle Aufwand wert wäre und es ist mit Sicherheit keine Möglichkeit, die extreme Armut zu reduzieren.

Etwa 14,5 Prozent der Weltbevölkerung oder eine Milliarde Menschen leben von weniger als 1,25 Dollar pro Tag. Warum also nicht die extreme Armut beseitigen, indem man einfach genügend Ressourcen zu dieser einen Milliarde Menschen umleitet, damit diese täglich 1,26 Dollar zur Verfügung haben? Die Ärmsten der Welt wären damit in der Lage, ihre Kinder besser zu ernähren und ihnen Schulbildung und ein gesünderes Leben zu ermöglichen.

Doch zu dem finanziellen Aufwand kämen neben Korruption und institutionellen Defiziten enorme administrative Herausforderungen. Wägt man diese Faktoren gegenüber den Vorteilen ab, ergibt sich daraus, dass jeder für die Beseitigung der extremen Armut durch Geldtransfers ausgegebene Dollar einen gesellschaftlichen Nutzen im Wert von etwa 5 Dollar brächte. Das ist durchaus kein schlechter Wert, doch es bestehen viele bessere Möglichkeiten, zu helfen.

Eine davon besteht in der Verdreifachung der mobilen Breitbandversorgung in den Entwicklungsländern. Damit bekämen Kleinunternehmer wie Landwirte und Fischer Zugang zu Marktinformationen, die es ihnen wiederum ermöglichen, ihre Waren zum höchstmöglichen Preis zu verkaufen – womit man außerdem die Produktivität ankurbeln, die Effizienz erhöhen und mehr Arbeitsplätze schaffen würde. Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass sich der Nutzen jedes dafür ausgegebenen Dollars auf insgesamt 17 Dollar belaufen würde – somit handelt es sich also um ein sehr erstrebenswertes Entwicklungsziel.

Eine noch vorteilhaftere Intervention betrifft die Migration. Heute arbeiten über 200 Millionen Menschen außerhalb ihrer Heimatländer. Aufgrund der Bevölkerungsalterung in den reichen Ländern, herrscht dort Bedarf an Arbeitskräften. Gleichzeitig weisen Menschen aus Entwicklungsländern in Industrieländern eine höhere Produktivität auf. Die Lockerung von Migrationsbeschränkungen würde es jungen Menschen aus Entwicklungsländern ermöglichen, die schrumpfende Erwerbsbevölkerung in den Industrieländern zu ersetzen – und die zur Finanzierung der Altenpflege erforderlichen Steuereinnahmen zu generieren.

Auch für die Entwicklungsländer selbst hätte diese Migration Vorteile, weil Arbeitsmigranten Geld nach Hause überweisen. Insgesamt ergäbe sich für jeden in verstärkte Migration investierten Dollar ein sozialer Nutzen von über 45 Dollar – möglicherweise mehr als 300 Dollar. Obwohl eine Steigerung der Migration angesichts des heute herrschenden politischen Klimas womöglich schwer zu erreichen ist, lohnt sich der Hinweis darauf, wie effektiv man damit den Ärmsten der Welt helfen könnte.

Das Entwicklungsziel mit dem möglicherweise größten Einfluss auf den weltweiten Wohlstand wäre der Abschluss der Doha-Runde der Handelsgespräche. Der Abbau von Handelsschranken hätte zur Folge, dass sich alle Länder auf ihre wirtschaftlichen Stärken konzentrieren könnten, wodurch es allen besser ginge. Außerdem würde ein freieres Handelsregime aufgrund verstärkter Innovation und eines umfangreicheren Wissensaustausches das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Die starke Einbindung in den Handel auf einem globalen Markt war einer der Gründe, warum sich Südkorea so rasch entwickelte und seine Armut in den letzten 65 Jahren ausrotten konnte.

Ökonomische Modelle zeigen, dass ein erfolgreicher Abschluss der Doha-Runde die Weltwirtschaft bis zum Jahr 2030 um 11 Billionen Dollar reicher machen würde, wobei der größte Nutzen den Entwicklungsländern zugute käme. Jede Person in den Entwicklungsländern würde jährlich im Durchschnitt 1.000 Dollar mehr verdienen. Die Zahl der in extremer Armut lebenden Menschen würde sich um 160 Millionen verringern. Für jeden Dollar, den man ausgäbe - vorwiegend um die Landwirte aus dem Westen abzufinden, die die aktuellen Verhandlungen blockieren – könnte man einen Nutzen im Ausmaß von 2.000 Dollar erreichen, wodurch Freihandel zu einer hervorragenden Investition wird.   

Jeder dieser Vorschläge – Vollbeschäftigung, Geldleistungen, Breitbandausbau, erleichterte Migration und der Abbau von Handelsschranken – ist in mindestens einem der 169 Entwicklungsziele der Vereinten Nationen berücksichtigt. Und genau darin liegt auch das Problem. 

Der Versuch, 169 verschiedene Dinge gleichzeitig zu erledigen, ist töricht. Das hieße zu viel Zeit und Ressourcen in Ziele mit geringem Nutzen zu stecken, statt sich auf Ziele zu konzentrieren, die die größte Wirkung für die Ärmsten der Welt versprechen. Tatsächlich zeigen unsere Forschungsergebnisse, dass es 19 hervorragende Ziele – wie freieren Handel – gibt, denen Priorität vor allen anderen Zielen eingeräumt werden sollte.

Die Richtung der Zahlungsströme von Billionen Dollar in den nächsten 15 Jahren hängt von der endgültigen Entscheidung darüber ab, welche Ziele zur weltweiten Strategie erkoren werden. Wenn die Spitzenvertreter der Welt im September in New York zusammentreffen, müssen sie sich auf die intelligentesten Möglichkeiten zur Steigerung des weltweiten Wohlstandes konzentrieren.  Damit würden sie es mehr Ländern ermöglichen, einen Weg wie Südkorea einzuschlagen und ihre Bevölkerungen aus der Armut zu befreien.

Aus dem Englischen von Helga Klinger-Groier



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