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Date :  2015-03-12
langue :  Allemand
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Der Preis der Artenvielfalt


Wir Menschen teilen uns den Planeten nicht nur mit einer Vielzahl anderer Arten, darunter Pflanzen, Tiere und sogar Mikroben; unser Überleben ist zudem von diesen abhängig. Können wir den wirtschaftlichen Wert ermitteln, den der Schutz der Natur hat?

Manche Menschen scheuen vor der Idee zurück, der Artenvielfalt ein Preisetikett anzuheften – sie betrachten ihren Schutz als offensichtliche Notwendigkeit. Doch sie würden zweifellos auch zustimmen, dass die Vermeidung menschlichen Tods und Leids bei gleichzeitiger Bereitstellung von Lebensmitteln, Wasser und Bildung für alle lebensnotwendig ist.

In Wahrheit gibt es schlicht nicht genügend Ressourcen, um alles zu tun. Schwierige Entscheidungen sind unvermeidlich. Zum Glück kann uns die Ökonomie bei der Entscheidung helfen, wie wir die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen am sinnvollsten einsetzen können.

Dies ist heute, da die 193 nationalen Regierungen der Welt an der Festlegung der nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals; SDGs) für die weltweiten Anstrengungen um Entwicklung während der kommenden 15 Jahre arbeiten, von besonderer Relevanz. Die SDGs werden die Millenniumziele zum Vorbild nehmen, die im Jahr 2000 vereinbart wurden und sich auf Ziele wie die Verringerung der Mütter- und Kleinkindersterblichkeit, die Beseitigung der Armut und die Verbesserung des Zugangs zu einer Grundschulbildung konzentrierten.

Inzwischen wurde eine enorme Anzahl potenzieller SDG-Ziele vorgeschlagen, von denen einige mit der Artenvielfalt zu tun haben. Doch obwohl die Ausgaben für die SDGs in die Billionen gehen werden, stehen schlicht nicht genügend Ressourcen zur Verfügung, um jedes Projekt umzusetzen. Aus diesem Grund müssen sich die Regierungen auf diejenigen Ziele konzentrieren, die die größten Auswirkungen haben werden. Meine Denkfabrik, das Copenhagen Consensus Center, arbeitet mit mehr als 60 führenden Ökonomen und mehreren Nobelpreisträgern zusammen, um zu ermitteln, welche Ziele die höchsten Renditen versprechen.

Wie sich zeigt, ist die Erhaltung der Artenvielfalt nicht bloß wünschenswert; laut drei neuen Studien der Ökonomen Anil Markandya, Luke Brander und Alistair McVittie ist sie zudem finanziell sinnvoll, zumindest was einige Projekte angeht.

Der Schutz der Wälder ist dabei ein guter Ausgangspunkt; jeder dafür ausgegebene Dollar hätte einen Nutzen von etwa zehn Dollar. Einige der Ressourcen, die der Wald uns bietet, wie etwa Bau- und Brennholz und der Tourismus, lassen sich relativ einfach bewerten. Der Wert anderer dagegen – wie die Vielzahl von Tierarten, deren Lebensraum der Wald ist, und ihr intrinsischer Wert für die Menschen – lässt sich schwerer quantifizieren. In dem Versuch, dies zu tun, haben die Ökonomen Umfragen erstellt, um herauszufinden, wie viel die Menschen zum Schutz der Wälder und der Tierarten, deren Lebensraum sie bilden, zu bezahlen bereit sind.

Wälder dienen zudem als riesige Kohlenstoffspeicher, die das CO2 in der Atmosphäre für viele Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte binden; der Schutz der Wälder könnte also den Klimawandel abmildern. Zudem nehmen Wälder selbst heftige Niederschläge auf und verringern so das Risiko von Überflutungen. Die Überflutungen in Pakistan im Jahr 2010 etwa wären deutlich weniger verheerend ausgefallen, wenn an höher gelegenen Berghängen nicht so viele Bäume gefällt worden wären.

Die Schlussfolgerung ist, dass jeder für den Erhalt der Wälder ausgegebene Dollar einen Nutzen im Wert von 5-15 Dollar für die Allgemeinheit hätte – so greifbare Vorteile wie die Gewinnung von Bauholz oder die Kohlenstoffspeicherung, aber auch einen immateriellen Nutzen wie die Bewahrung der intrinsischen Schönheit der Wälder. Auch der Erhalt der weltweiten Feuchtgebiete – die ebenfalls wertvolle Leistungen wie den Schutz von Küstengebieten und Flusstälern vor Überflutungen erbringen – ist sinnvoll und bringt für jeden ausgegebenen Dollar zehn Dollar wieder ein.

Die höchste Rendite erbrächte jedoch der Schutz der Korallenriffe: enorme 24 Dollar Nutzwert für jeden ausgegebenen Dollar. Wie die Wälder erbringen Korallenriffe eine Vielzahl von Leistungen – darunter für den Tourismus und als Aufwuchsgebiet für Fische, was dazu beiträgt, den gewerblichen Fischfang zu erhalten – und haben einen intrinsischen Wert für die Menschen. Die jährlichen Verluste an Korallenriffen zu halbieren würde etwa drei Milliarden Dollar jährlich kosten, und hätte einen Nutzen von mindestens 72 Milliarden Dollar.

Nicht bei allen auf den Schutz der Artenvielfalt ausgelegten Projekten sind öffentliche Gelder gut angelegt. Die Schaffung zusätzlicher Naturschutzgebiete etwa, um den natürlichen Lebensraum weiterer Arten zu schützen, klingt vielleicht nach einer guten Idee. Doch der wirtschaftliche Nutzen würde die Kosten von fast einer Billion Dollar nicht annähernd decken. Insbesondere die Verdoppelung der Flächen geschützter Küstengebiete und die Ausweisung größerer Flächen offenen Meeres als Schutzgebiete sind gewaltige Aufgaben. Der Schutz der Korallenriffe garantiert eindeutig einen viel besseren Einsatz begrenzter Ressourcen.

Auch wenn die SDGs überwiegend darauf abzielen werden, das tägliche Leben der Ärmsten der Armen zu verbessern, legt eine nüchterne wirtschaftliche Betrachtung nahe, dass wir in unsere Überlegungen auch bestimmte intelligente Ziele zum Schutz der Artenvielfalt einbeziehen sollten. Wenn die weltweiten Regierungen eine Kosten-Nutzen-Analyse anstellen, um dabei die Spreu vom Weizen zu trennen, könnten die nächsten 15 Jahre ein Segen für die globale Entwicklung sein – und für die Artenvielfalt.

Aus dem Englischen von Jan Doolan


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