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Date :  2015-03-13
langue :  Allemand
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Europas digitale Transformation


Europa befindet sich an der Schwelle eines beispiellosen technologischen Wandels. Ich bezeichne ihn als das Internet von allem: also die Durchdringung aller unserer Lebensbereiche durch das World Wide Web. So genannte Wearables - tragbare Technologien - werden uns über die Qualität unseres Schlafs informieren und uns mitteilen, ob wir Sport betreiben sollen. Auf Straßen angebrachte Sensoren sollen uns helfen, Staus auszuweichen und Parkplätze zu finden und telemedizinische Anwendungen werden es Ärzten ermöglichen, hunderte Kilometer weit entfernte Patienten zu behandeln.

Dieser massive Umbruch wird die Interaktion zwischen Bürgern und ihren Regierungen neu gestalten, ganze Branchen revolutionieren und unseren Umgang miteinander verändern. In Europa entwickelt sich das Internet von allem zur vielversprechendsten Möglichkeit, eine darniederliegende Wirtschaft neu zu beleben und das hartnäckige Problem der Arbeitslosigkeit in Angriff zu nehmen, wobei sich Unternehmen, Städte und sogar Länder als Vorreiter in den Bereichen Innovation, Wachstum und Arbeitsplatzschaffung positionieren.

Das jüngste Beispiel dafür ist Frankreich. Im letzten Monat kündigten Premierminister Manuel Valls und ich eine ehrgeizige Partnerschaft an, im Rahmen derer die digitale Transformation des gesamten Landes gefördert wird. Diese Zusammenarbeit, die auch Investitionen von Cisco im Ausmaß von 100 Millionen Dollar in französische Start-up-Firmen umfasst, könnte das Energie-Management ebenso verändern wie die Bereiche Gesundheitsversorgung und Bildung – und im Laufe dieses Prozesses Frankreichs wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit stärken sowie die Arbeitsplatzschaffung und die wirtschaftliche Dynamik und das Wachstum vorantreiben.

Frankreichs Programm stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung eines digitalen Europas dar. Das Land folgt damit der von Kanzlerin Angela Merkel ins Leben gerufenen Initiative Industrie 4.0 sowie den britischen Plänen für den Ausbau von Innovationszentren zur Förderung technologischer Fortschritte sowie zukunftsweisender Lösungen in den Bereichen Energie, Transport, Gesundheitswesen und Bildung.

Auch Städte wenden sich der Digitalisierung zu. Als Teil der Smart City-Strategie wurden in Barcelona im Boden verankerte Parksensoren installiert sowie ein vernetztes öffentliches Verkehrssystem eingeführt. In Nizza hat man einen „vernetzten Boulevard” mit intelligentem Beleuchtungskonzept und ökologischer Überwachung errichtet. Und der Hamburger Hafen verfügt über ein digitales System, um Staus zu Wasser, auf Schiene und an Land zu verringern.

Ähnliche Projekte werden auf dem gesamten Kontinent durchgeführt, wodurch Werte im Ausmaß von Milliarden Dollar in Form von Kostensenkungen, Produktivitätszuwächsen und Mehreinnahmen entstehen. Infolge dieser Entwicklung sehen Europas Spitzenpolitiker nicht nur Wachstumschancen, sondern erkennen auch die Notwendigkeit, in diesem Bereich den Anschluss nicht zu verlieren.

Die Schaffung eines durch und durch digitalen Europas erfordert ein Fundament aus Hochgeschwindigkeitsinternet und hochwertiger Breitbandversorgung, sowohl mit herkömmlicher Kabeltechnologie als auch in kabelloser Form. Als Teil der digitalen Agenda Europas, haben es sich die politischen Entscheidungsträger zur Aufgabe gemacht, bis 2020 50 Prozent der europäischen Haushalte an superschnelles Breitbandinternet (100 Mbps oder höher) anzubinden. Überdies zielt man darauf ab, bis zu diesem Zeitpunkt auch sämtliche private Haushalte mit einem Breitbandinternetzugang (mindestens 30 Mbps) auszustatten. Diese Ziele gilt es mit Nachdruck zu verfolgen, weswegen politische Entscheidungsträger Großinvestitionen in die Breitbandtechnologie weiterhin ebenso unterstützen sollten wie den Ausbau der Infrastruktur, die zum Betrieb unserer Drahtlosgeräte notwendig ist, von denen wir mittlerweile alle abhängig sind.

Natürlich wird Europa auch das Unternehmertum fördern müssen. Dazu ist es erforderlich, eine Kultur der Risikobereitschaft zu schaffen sowie den Zugang zu Risikokapital zu erleichtern und in starke Bildungsinstitutionen zu investieren. In vielen Ländern geschieht das bereits, und deshalb ist es gut möglich, dass die nächste bahnbrechende Technologie vielleicht nicht aus dem Silicon Valley kommt. Sie könnte durchaus in einem Labor in Paris, London oder Berlin entwickelt werden.

Längerfristig benötigt Europa Arbeitskräfte, die für den Einsatz in der neuen digitalisierten Wirtschaft ausgebildet sind. Einer Schätzung zufolge besteht in Europa ein Mangel hinsichtlich entsprechend qualifizierter Arbeitskräfte, dessen Behebung 850.000 potenzielle Jobs im Jahr 2015 bringen könnte, wobei sich dieser Wert bis 2020 verdoppeln wird. Auf einem Kontinent, wo die Jugendarbeitslosigkeit in manchen Ländern über 50 Prozent liegt, sollte es kein Problem sein, junge, engagierte Menschen zu finden, die diese Jobs übernehmen können, vorausgesetzt sie erhalten die dazu nötige Ausbildung.

Dieser Mangel wird nicht über Nacht zu beheben sein, aber Länder, die nichts dagegen unternehmen, könnten sehr wohl ins Hintertreffen geraten. Die ausreichende Erweiterung der dazu nötigen Talententwicklung erfordert ein allgemeines Bekenntnis zur Förderung des Unterrichts in Mathematik und Naturwissenschaften, die Schaffung technischer Ausbildungsmöglichkeiten und die Betreuung junger Menschen mit unterschiedlichstem Hintergrund, damit sie die vielfältigen Chancen erkennen, die eine Karriere im Technologiebereich bietet.

Für Europa bestehen auf seinem Weg in Richtung digitale Transformation unmittelbare und beträchtliche Wachstumschancen. Mit einem BIP von über 14 Billionen Euro im Jahr 2014 ist der Kontinent bereits jetzt der größte Wirtschaftsblock der Welt. Allerdings lässt das Wachstum nach. Die Europäische Kommission schätzt – durchaus konservativ, wie ich meine – dass die digitale Revolution zu einem „zusätzlichen Anstieg des BIP-Wachstums von 2,1 Prozent über dem Ausgangspunkt“ führen könnte.

Hinsichtlich Arbeitsplatzschaffung wird das Internet von allem den wichtigsten Beschäftigungsmotor darstellen. Bis zum Jahr 2020 sollen in Europa allein durch die Fortschritte im Bereich Cloud Computing 2,5 Millionen zusätzliche Jobs geschaffen werden. Die digitale Transformation wird neue Chancen eröffnen und neue Arten von Arbeitsplätzen schaffen: Systementwickler, Transportnetzwerktechniker, Berater für medizinische Geräte, Datenanalytiker, Elektrotechniker für intelligente Netze und viele mehr.

Nun, da Europa seinen wirtschaftlichen Kurs für das nächste Jahrzehnt konzipiert, müssen die führenden politischen Entscheidungsträger sicherstellen, dass die digitale Transformation einen Grundstein ihrer Strategie bildet. So wird man in der Lage sein, ein stärkeres, schnelleres, dynamischeres und umfassender digitalisiertes Europa zu schaffen.

Aus dem Englischen von Helga Klinger-Groier


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