Die Kooperationsgruppe zur Bekämpfung von Drogenmissbrauch und illegalem Drogenhandel (Pompidou-Gruppe) hat eine Studie veröffentlicht („Die geschlechtsspezifische Dimension der nichtmedizinischen Verwendung verschreibungspflichtiger Medikamente (NMUPD) in Europa und der Mittelmeerregion“), in der Frauen als „Hochrisikokategorie für NMUPD“ identifiziert werden und festgestellt wird, dass der Konsum verschreibungspflichtiger Medikamente „bei Frauen in allen Altersgruppen und Zeiträumen deutlich höher ist“.
Laut der Koordinatorin des Forschungsprojekts, Prof. Marilyn Clark von der Universität Malta, zeigte sich in den 17 untersuchten Ländern (Ägypten, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Irland, Israel, Italien, Libanon, Litauen, Malta, Marokko, Niederlande, Serbien, Tschechische Republik, Tunesien, Wales und Zypern) „eindeutig eine geschlechtsspezifische Dimension der NMUPD“. Das Projekt wurde von der italienischen Regierung (Abteilung für Antidrogenpolitik, Ministerratspräsidium) unter der Leitung von Elisabetta Simeoni, Permanente Korrespondentin Italiens und Berichterstatterin für Gleichstellungsfragen, finanziert.
Die Studie ist zwar keine komplette Untersuchung aller Populationen, die verschreibungspflichtige Medikamente auf nichtmedizinische Weise verwenden, sie ist aber die erste Forschungsarbeit, in deren Mittelpunkt die geschlechtsspezifische Dimension der NMUPD steht. Sie beruht auf einer Sekundäranalyse von Daten, die von Experten geliefert wurden und in 17 Ländern verfügbar waren.
Die Studie kommt zu folgenden wesentlichen Ergebnissen:
• Die Verwendung verschreibungspflichtiger Medikamente ist in der Gesamtbevölkerung bei Frauen höher als bei Männern.
• Mädchen neigen eher zum nichtmedizinischen Gebrauch verschreibungspflichtiger Medikamente als Jungen.
• Die häufigste Bezugsquelle für verschreibungspflichtige Medikamente ist ein Arzt, doch gleich darauf folgt „ein(e) Freund(in) oder ein(e) Angehörige“, was auf eine relativ einfache Beschaffung hinweist.
• Traumata und Gewalt können auslösende Faktoren für die NMUPD bei Frauen sein.
• In einigen Ländern (Deutschland und Serbien) waren bei Frauen im Zusammenhang mit Psychopharmaka eine höhere Zahl tödlicher Überdosierungen zu verzeichnen als bei Männern.
• Nicht alle teilnehmenden Länder verfügen über ein System zur Registrierung der Anzahl der Verschreibungen psychotroper Stoffe.
• In den meisten Ländern wird die NMUPD in der nationalen Arzneimittelpolitik entsprechend berücksichtigt, jedoch existiert in Europa oder im Mittelmeerraum kein standardisierte Überwachung für deren Verwendung.
• Die Verwendung verschreibungspflichtiger Medikamente nimmt mit dem Alter zu: für die Altersgruppe zwischen 30 und 40 besteht eine „höhere Risikowahrscheinlichkeit“.