Eine unabhängige Studie, die den ersten Dezentralisierungsindex ins Leben rief, zeigt, dass sich die Wirtschaft von dezentralisierten Ländern quer durch Europa signifikant besser entwickelt als jene von hochzentralisierten Ländern. „Diese Resultate sollten gerade in einer Zeit, in der Europa gegen die Effekte einer globalen, wirtschaftlichen Rezession kämpft, die Grundlage einer äußerst wichtigen Debatte unter Entscheidungsträgern stark zentralisierter Länder bilden“ erklärte Michèle Sabban, Präsidentin der Versammlung der Regionen Europas (VRE), einer Organisation, die das größte unabhängige Netzwerk der Regionen in ganz Europa darstellt und den Auftrag zur Durchführung dieser Studie erteilte.
Die Studie “Durch Subsidiarität zum Erfolg: Der Einfluss von Dezentralisierung auf wirtschaftliches Wachstum“, die heute in Brüssel präsentiert wird, ist das Ergebnis einer 2-jährigen Forschung und Analyse von BAK Basel Economics, einem unabhängigen, wirtschaftlichen Forschungsinstitut in der Schweiz.
„Wir benötigen langfristige Lösungen für die Wirtschaftskrise. Nationale und regionale Regierungen müssen deshalb zu einer Übereinkunft über den optimalen Mix der Machtverteilung kommen, um in weiterer Folge ihr territoriales, wirtschaftliches Wachstumspotential zu maximieren. Diese Studie ermöglicht den Regionen das mit Hilfe dieser empirischen Analysen und extensiven Daten zu machen“ sagte Frau Michèle Sabban weiters.
Die Studie zeigt, dass die Anwendung des Subsidiaritätsprinzips bei der Verteilung der Macht eine wichtige Rolle hinsichtlich des wirtschaftlichen Erfolgs spielt, und dass die wirtschaftliche Leistung eines Landes durch größeren regionalen Einfluss auf nationaler Ebene, größerer Unabhängigkeit, grösserer finanzieller Kompetenzen und Ressourcen für die Regionen, sowie mehr Kompetenzen in den Bereichen Bildung und Forschung, Freizeit und Kultur, Infrastruktur und Gesundheitsversorgung verbessert werden könnte.
„Diese Ergebnisse beweisen, was die VRE schon seit langer Zeit anekdotisch weiß: Die Wirtschaft der Regionen mit höheren Kompetenzen floriert besser als jene in zentralisierteren Ländern.“ fügte Frau Sabban hinzu.
Die einzige Ausnahme dieses Trends, laut dieser Studie, sind die hochzentralisierten Reformländer, die über die letzten Jahre ein schnelles Wirtschaftswachstum erlebten. Die Resultate behaupten jedoch, dass diese Länder ein noch besseres Ergebnis mit einer dezentralisierteren Verteilung der Macht erzielt hätten.
Zweiteilige Studie
Der erste Teil der Studie beschreibt den Prozess des Messens des Dezentralisierungsindexes, der sowohl qualitative als auch quantitative Daten berücksichtigt. Während die quantitativen Daten von internationalen, öffentlichen Quellen - wie zum Beispiel Eurostat, OECD und IMF – stammen, sind die qualitativen Daten das Ergebnis von 88 Fragebögen, die von Regionen aus 26 europäischen Ländern zusammen mit einer Anzahl von Ländern außerhalb Europas ausgefüllt wurden. Der Index basiert auf 5 Sub-Indizes (administrative, funktionale, politische, vertikale und Finanz-Dezentralisierung) und zeigt den Grad der Dezentralisierung eines Landes / einer Region auf einer Skala von 0 bis 100. Die Schweiz stellte sich mit einem Wert von 70 als meistdezentralisiertes, europäisches Land heraus, während Bulgarien mit 25 Punkten das meistzentralisierte Land darstellt.
Teil 2 beschäftigt sich mit dem Einfluss - erforscht mittels Regressionsanalysen - der Dezentralisierung auf das Wirtschaftswachstum gemäß der Wirtschaftsleistung (BIP pro Kopf und BIP Wachstum) und der Innovationsindikatoren (Universitäten, Patentdichte, wissenschaftliche Publikationen). Die Studie zeigt, dass die Dezentralisierung einen signifikant positiven Einfluss auf die Wirtschaftsentwicklung von Regionen hat. Es gibt jedoch einige Bereiche – vor allem wissenschaftliche Publikationen – die vom „Konzentrationseffekt“ von zentral geführten Staaten profitieren. Die Frage, ob es einen optimalen Dezentralisierungsmix im Zusammenhang mit dem Wirtschaftswachstum gibt, wurde ebenfalls untersucht. Man stellte jedoch fest, dass eine solche Formel für jedes Land einzeln getroffen werden müsste und somit noch weiterer Untersuchungen bedarf.
In der dritten Publikation, welche die „Zusammenfassung und Schlussfolgerungen“ der Studie beinhaltet, findet man die Schlüsselergebnisse und eine Anzahl von politischen Implikationen für Einscheitungsträger.
Teil 1 und 2 der Studie sind nur auf Englisch erhältlich, während die 16-seitige „Zusammenfassung und Schlussfolgerungen“ auf Englisch, Französisch und Deutsch erhältlich sind. Sie finden sie unter: www.aer.eu/en/publications/aer-study.html
- VRE Kontakte:
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Francine Huhardeaux (FR/DE), Referent für Presse und Kommunikation, f.huhardeaux@aer.eu - Tel./ Fax : +33 3 88 22 74 49
Die Versammlung der Regionen Europas (VRE) ist das größte unabhängige Netzwerk der Regionen in ganz Europa. Mit mehr als 270 Regionen aus 33 Ländern und 16 interregionalen Organisationen, ist sie die politische Stimme ihrer Mitglieder und ein Forum für interregionale Kooperation.