Ref. :  000024848
Date :  2006-09-29
langue :  Allemand
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Deklaration von Lyon

Source :  GERM

Am 28. und 29. September 2006 fanden in Lyon die Interregionalen Begegnungen zum Thema "Regionen und kulturelle Vielfalt: eine europäische und globale Dynamik" statt. Sie wurden auf Initiative von GERM (Studien- und Forschungsgruppe Globalisierung / Paris) in Zusammenarbeit mit dem OPC (Beobachtungszentrum der Kulturpolitiken / Grenoble) von der Region Rhônes-Alpes organisiert. Teilnehmer dieser Konferenz fassen hiermit wichtige Ergebnisse zusammen. Sie zeichnen diese Erklärung als Einzelperson, nicht auf Basis ihrer jeweiligen beruflichen Funktion.


1. Für eine zügige und massive Ratifizierung des UNESCO-Übereinkommens Kulturelle Vielfalt (2005): Die Unterzeichner plädieren für eine konzertierte Mobilisierung der gröβtmöglichen Anzahl von Regionen (1) für die rasche Ratifizierung des UNESCO-Übereinkommens (2) über den Schutz und die Förderung der Vielfalt der kulturellen Ausdrucksformen (3) .

2. Für eine stärkere Unterstützung der Entwicklung interregionaler kultureller Ausdrucksformen: Die Unterzeichner fordern die Regierungen und Exekutiven zu einer stärkeren Unterstützung der Entwicklung interregionaler kultureller Ausdrucksformen (4) auf, insbesondere mit dem Ziel: i) das gemeinsame Kulturerbe, darunter auch die Volkskunst, anzuerkennen und aufzuwerten; ii) Fragen der Identität und der kulturellen Vielfalt zu vertiefen und darüber so umfassend wie möglich zu debattieren; iii) interkulturelle, transdisziplinäre und transnationale Dialoge zu führen, um das Verständnis zwischen den Kulturen und Religionen zu verbessern; iv) die Teilhabe an den Grundlagen einer authentischen Kultur des Friedens zu ermöglichen und mit Hilfe künstlerischer Mittel die Essenz dieser Kultur des Friedens darzustellen; v) solche Initiativen (5) dauerhaft zu etablieren.

3. Für die rasche Gründung einer „Europäischen Universität der Kultur“: Das Europäische Parlament (6) hat im Jahre 2001 die Initiative zur Gründung einer Europäischen Universität der Kultur (EUdK) (7) gebilligt. Die Unterzeichner appellieren an Regierungen und kulturpolitisch Verantwortliche, diese Initiative so rasch wie möglich umzusetzen. Die Gründung dieser EUdK wird als notwendiges Instrument der Europäischen Integration in ihrer jetzigen Phase verstanden. Es geht von nun an darum, "die Zukunft zu humanisieren und unsere Zivilisation zu zivilisieren" (8), indem der Bildung der Bürger Europas die gleiche Aufmerksamkeit zu Teil wird wie dem Aufbau der Europäischen Union. Gleichzeitig rufen sie zur Initiierung vergleichbarer universitärer Projekte in anderen Regionen (9) der Welt auf.

4. Für eine Initiative zum interregionalen Künstleraustausch (10) : Die Unterzeichner setzen sich für interregionalen Künstleraustausch vom Typ Erasmus Mundus (11) ein, der sich an europäische und außereuropäische Künstler richtet. Diese Initiative soll ihre Mobilität, ihren Austausch, ihre Kreativität und die Entwicklung ihrer künstlerischen und sprachlichen Kompetenzen fördern. Die Unterzeichner plädieren dafür, Verhandlungen aufzunehmen, damit eine derartige Initiative des interregionalen Künstleraustausches später auch bei der Europäischen Kommission Unterstützung findet.



Am 29. September 2006 im Stadtkongresszentrum von Lyon verfasste und von untenstehenden Unterzeichnern gebilligte Erklärung :


Louise Beaudoin (Quebec)

Sérgio Mamberti (Brasilien)

Cheikh Oumar Sissoko (Mali)

Abdoulaye Elimane Kane (Senegal)

Torcuato Di Tella (Argentinien)

Biserka Cvjeticanin (Kroatien)

Najat Vallaud-Belkacem (Rhône-Alpes / Frankreich)

Béla Bokor (Ungarn)

Catherine Lalumière (Frankreich)

Jack Ralite (Frankreich)

Alain Hayot (Provence-Alpes-Côte d’Azur / Frankreich)

Christine Merkel (Deutschland)

Edgar Montiel (Peru)

Marie Chouinard (Quebec)

Jérôme Clément (Frankreich)

Geneviève Fraisse (Frankreich)

Tanella Boni (Elfenbeinküste)

Madeline Caviness (Vereinigte Staaten von Amerika)

Bernard Latarjet (Frankreich)

Jean Digne (Frankreich)

Christoph Wulf (Deutschland)

Jacques Poulain (Frankreich)

Heinz Wismann (Frankreich / Deutschland)

Michele Brondino (Italien)

Ranabir Samaddar (Indien)

Sanjay Chaturvedi (Indien)

Rada Ivekovic (Kroatien)

Eliane Chiron (Frankreich)

Carla Bodo (Italien)

Mary-Ann De Vlieg (Belgien)

Chérif Khaznadar (Frankreich)

Yvonne Fracassetti-Brondino (Italien)

Wolfgang Kaempfer (Deutschland)

Mohamed Zinelabidine (Tunesien)

Dorval Brunelle (Quebec)

Khal Torabully (Frankreich / Mauritius)

Lluis Bonet (Katalonien)

Esther Allen (Vereinigte Staaten von Amerika)

Roger Tropéano (Frankreich)

Reyes Mate (Spanien)

Paolo Fabbri (Spanien)

Anne-Marie Autissier (Frankreich)

Jean-Claude Berutti (Frankreich)

David Grosclaude (Occitanien / Frankreich)

Rudy Vigier (Provence-Alpes-Côte d’Azur / Frankreich)

Jocelyne Lacouture (Frankreich)

Jean-François Chougnet (Frankreich)

Bartomeu Mélia (Spanien / Paraguay)

Raquel Chaves (Paraguay)

Aldo Ferrer (Argentinien)

Mark Tamthaï (Thailand)

Ioanna Kuçuradi (Türkei)

Mauricio Langon (Uruguay)

In-Suk Cha (Südkorea)

Antonio Sidekum (Brasilien)

Babacar Sall (Senegal)

Claude Castro-Gimenez (Frankreich)

Rachid El Houdaïgui (Marokko)

Giselle Dupin (Brasilien)

Jean-François Normand (Quebec)

Ivaylo Ditchev (Bulgarien)

Hamid Meniaï (Rhône-Alpes / Frankreich)

Mustapha Laarissa (Marokko)

Claude Coulbaut (Frankreich)

André Nicolas (Frankreich)

François de Bernard (Frankreich)


_______________________

Fuβnoten :

(1) Der Begriff "Region“ wird in den unterschiedlichen Bedeutungen verwandt: Er umfasst Gebietskörperschaften, autonome Regionen, Länder, Euroregionen, sowie regionale Zusammenschlüsse wie die EU, der MERCOSUR, ASEAN, grenzüberschreitende Kooperationen und einheitliche Sprachzonen wie die Frankophonie, Hispanophonie, Lusophonie, etc.

(2) Von der 33. Generalkonferenz der UNESCO am 20. Oktober 2005 verabschiedet.

(3) Der Ratifizierungsprozess der Konvention durch die Mitgliedsstaaten der UNESCO ist derzeit noch nicht weit fortgeschritten (13 hinterlegte Ratifizierungsurkunden am 19. Oktober 2006). In vielen Ländern ist die Ratifizierung derzeit voll im Gange. Für das Inkrafttreten ist ein Minimum von 30 Ratifizierungen durch UNESCO-Mitgliedstaaten notwendig. Politisch wünschenswert ist eine starke und rasche Ratifizierung von bis zu 100 Ländern. Die Regionen können ihren Einfluss gegenüber den nationalen Regierungen geltend machen. Mit diesem Engagement unterstützen und ergänzen sie die Aktivitäten der internationalen Zivilgesellschaft, der weltweit 40 Koalitionen für Kulturelle Vielfalt und des internationalen Netzwerkes für Kulturpolitik (INCP, Netz der Kulturminister).

(4) So zum Beispiel das Festival der drei Grenzen (Lateinamerika), die Südamerikanischen Begegnungen der Volkskulturen (Brasilien), das Balafon Dreieck (Sahelzone) und die Interregionalen Begegnungen, initiiert von der Region Rhône-Alpes, GERM und OPC.

(5) Kulturpolitik kann und darf nicht nur auf die nationalen oder regionalen Territorien begrenzt bleiben, sondern muss vielmehr auch auf interregionaler Ebene stattfinden. Die in so unterschiedlichen geografischen und politischen Räumen wie dem "Mercosur Cultural", den Ländern der Sahelzone, den "Euroregionen" der EU oder der Vereinigung der "Vier Motoren" Europas bereits durchgeführten Beratungen und Projekte legen nahe, dass interregionale kulturelle Kooperation künftig bei jeder Strategie nachhaltiger Entwicklung Vorrang genieβen muss.

(6) Der Beschluss des Europaparlaments über die Universitäten und Hochschulbildung im europäischen Wissensraum (2001/2174(INI)) "ersucht die Kommission und die Mitgliedsstaaten, die Schaffung einer Europäischen Universität der Kultur zu fördern, die den künstlerischen, literarischen und philosophischen Disziplinen und den Kommunikationswissenschaften gewidmet ist. Dies soll zur Herstellung eines europäischen Forschungsraums für diese Disziplinen beitragen und der Notwendigkeit eines interkulturellen Dialogs mit den anderen Regionen der Welt entsprechen". Siehe dazu ebenfalls den Vorschlag zur Schaffung einer Europäischen Universität der Kultur, veröffentlicht auf der Internetseite www.mondialisations.org/php/public/art.php?id=4539&lan=FR .

(7) Die EUdK ist in die vier Fachbereiche Kunst; Philosophie; Literatur; Kommunikationswissenschaften gegliedert. Die Lehrveranstaltungen sollen Herbst 2008 an mehreren universitären Standorten in mindestens fünf europäischen Ländern (Frankreich, Deutschland, Spanien, Italien, Luxemburg) beginnen. Die Generaldirektion für Bildung und Kultur der Europäischen Kommission hat ihrerseits bestätigt, dass sie sich für die Unterstützung der Aktivitäten der EUdK mittels verschiedener bestehender Programme der EU einsetzen wird.

(8) So der ehemalige französische Forschungsminister Roger-Gérard Schwartzenberg.

(9) Insbesondere in Lateinamerika, in Süd-, und Nord-Ost-Asien sowie in Afrika.

(10) Ein Projekt, das zwischen verschiedenen Weltregionen, (z.B. Quebec / Rhône-Alpes / die Region um Rabat in Marokko / der Staat Amazonas in Brasilien) durchgeführt werden könnte, aber auch zwischen regionalen Zusammenschlüsse (wie z.B. EU / MERCOSUR / ASEAN / Afrikanische Union).

(11) Derzeit nehmen 1,2 Millionen Studenten am EU-Programm Erasmus teil. Dies sind ca. 6% der studentischen Bevölkerung der Europäischen Union. Insbesondere Studenten des 2. Studienjahres nehmen dieses Angebot der EU wahr. 2199 universitäre Einrichtungen sind in das Programm involviert. Mit einem Budget von 187,5 Millionen Euro im Jahr unterstützt das Erasmus-Programm auch die Mobilität von Lehrkräften, gemeinsame Studienprogramme, internationale Intensivprogramme und die Schaffung von thematischen Netzwerken zwischen Fakultäten in ganz Europa. Das Programm steht den 25 Mitgliedstaaten der EU, den drei Ländern des Europäischen Wirtschaftsraums und den offiziellen Beitrittskandidaten (Bulgarien, Rumänien und Türkei, bald auch Kroatien) offen. Der Erfolg des Erasmus-Programms rührt von der Einfachheit der Idee her: Mobilität von Studenten und Dozenten, Äquivalenzmechanismen von Unterrichtseinheiten (ECTS) und Möglichkeiten gemeinsamer Master- und Intensivprogramme. Vor kurzem hat sich das Erasmus-Programm mit Erasmus Mundus den anderen Kontinenten geöffnet. Diese Programm beinhaltet die Möglichkeit, dass Universitäten aus drei Ländern der Europäischen Union mit Universitäten der übrigen Welt kooperieren. Da kostengünstig und sehr effizient, werden die Programme Erasmus und Erasmus Mundus einstimmig gutgeheiβen, vor allem von den direkten Interessenten, den Studenten. Es kommt nun darauf an, hinsichtlich der Künstler genauso erfolgreich zu handeln, zum Beispiel indem ein erstes Projekt gestartet wird, das an das Netzwerk globaler Partnerschaften anknüpft, die zwischen der Region Rhône-Alpes sowie ihren drei anderen Partnern der „Vier Motoren“ bereits beschlossen worden sind.


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