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Date :  2001-11-01
langue :  Allemand
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GERM : Ein Laboratorium der kulturellen Vielfalt für das Verständnis « der Globalisierung » und der Mondialisierungen


"Die Mondialisierung" ist weder eine Naturkatastrophe noch ein Geschenk des Himmels. Diejenigen, die sie wie ein „Faktum“ darstellen, versuchen in Wahrheit nur, ihre eigene private und exklusive Definition und Praktik der Mondialisierung durchzusetzen, und um jeden Preis eine Einmischung der Bürger zu verhindern. In diesem Sinne ist es unerlässlich, dieser Privatpraktik (im Dienste wirtschaftlicher und politischer Zwecke) entgegenzutreten, um aus der Mondialisierung, wieder das zu machen, was sie ist: ein vielförmiger, komplexer, evolutiver, instabiler Gegenstand, der nicht auf ein „Faktum“ reduzierbar ist. Er zwingt zu einem echten Denkprozess, um in seiner vollen Komplexität begriffen zu werden. Das Wesentliche dieser Mondialisierung ist also die Vielfalt, ohne die sie ihre Bedeutung verliert und die alleine die Mondialisierung in akzeptabler Form für die Menschheit vorantragen kann.
Von diesem Ausgangspunkt aus und mit dieser Perspektive, hat sich die Forschungs- und Studiengruppe Mondialisierungen (GERM – Groupe d’Etudes et de Recherches sur les Mondialisations) das Ziel gesetzt, die interdisziplinäre Forschung zu den Mondialisierungen sowie Bildung und Ausbildung der Bürger voranzutreiben, um ihnen ihre kritische Wiederaneignung zu ermöglichen und sie in den verschiedenen professionellen, intellektuellen und pädagogischen Aktivitäten zu berücksichtigen.
Ebenso hat sich GERM, in Partnerschaft mit dem Programm Leonardo da Vinci der Europäischen Union, zur Aufgabe gesetzt, in Europa das Programm „Die Mondialisierungen einbeziehen lernen“ zu entwickeln, das auf innovativen Methoden und Inhalten beruht und unterstützt wird durch die Expertisen und die außerordentliche wissenschaftliche Kompetenz seines transnationalen Netzes universitärer und institutioneller Partner.

I. Eine Neudefinition „der Mondialisierung“

Es ist an der Zeit, den reduzierenden Blickwinkel aufzugeben aus dem die "Mondialisierung" als außergewöhnliches, noch nie da gewesenes Phänomen erscheint, ohne historisches Äquivalent, das zu Beginn der 90er Jahre mit der Ausbreitung der NICTs (New Information and Communication Technologies) entstanden sei und das eine vollkommen „neue“ Welt hervorbringen werde (deshalb auch der bestimmte Artikel - als ob diese Mondialisierung die erste wäre...). Im Gegensatz dazu sehen wir hier die Gelegenheit, die reiche philosophische Tradition der Weltbegriffe aufzugreifen, von den antiken Kosmologien, über die beachtlichen Beiträge der sogenannten Aufklärer (erinnern wir uns der berühmten Kantischen Schrift "Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht" von 1784), bis zu den zeitgenössischen Versuchen die Welt zu denken. Durch diese Lektüre wird klar, dass "die Mondialisierung" ein Thema ist, seit es ein Denken der Politik und der Natur (Subjekt der ersten praesokratischen Schriften) gibt. Desgleichen wird eine aufmerksame Relektüre der Geschichte erlauben "die (gegenwärtige) Mondialisierung" in eine lange Tradition einzureihen: unter anderem in die Nachfolge der griechischen Mondialisierungen, dann der römischen, der spanisch-portugiesischen Mondialisierung des 16. und 17. Jahrhunderts, der britisch-niederländischen Mondialisierung des 18. Jahrhunderts, des napoleonischen Mondialisierungsversuchs sowie zuletzt der Mondialisierung im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts.

Diese Perspektive hat die Einschränkung der Verwendung des polemischen Konzepts "der Mondialisierung" zur Folge und bringt demgegenüber das Konzept der Mondialisierungen in die aktuelle Debatte ein. Mondialisierungen im Plural meint eine Vielzahl an fortschreitenden Prozessen in den unterschiedlichsten Bereichen mit komplexen Zusammenhängen und Charakteristiken sowie unterschiedlichen "Graden" des Fortschritts, deren "gemeinsame Bedeutung" – wenn es eine gibt – nur schwer erkennbar ist und die eher nach Cartesianischem Zweifel und Nietzscheschem Verdacht verlangt als nach Gewissheiten und Ideologien.

In der Tat, "die Mondialisierung" klar umrissen und in Szene gesetzt, orchestriert von einer Anzahl von "opinion leaders" entpuppt sich als ideologische Maschine, deren gewollte Verbreitung, zur Rechtfertigung oder auch zur Denunziation für eine einseitige Repräsentation der aktuellen Welt und ihrer Entwicklung dienen soll: für die einen positive, apologetische Vision (die Wohltaten der Mondialisierung), für die anderen düsteres und apokalyptisches Szenario (die negativen Folgen der selben Mondialisierung).

Der Einseitigkeit, die den Gegenstand der aktuellen Debatte - nämlich "die Mondialisierung" - immer verworrener werden lässt, ist auch die Bildung einer binären Moral anzulasten. Für diese verarmte Moral, von den "Befürwortern" und den "Gegnern der Mondialisierung" gemeinsam geschmiedet, stellt sich einzig die Frage, ob diese nun "gut" oder "böse" sei (immer unter der unbewiesenen Voraussetzung, dass es sich bei der Mondialisierung um einen wohlbekannten Gegenstand handle). Im Bemühen dieser Opposition eine Nuance hinzuzufügen geht man manchmal soweit eine Unterscheidung der "guten und der schlechten Mondialisierung" nahe zu legen, aber die verwendeten Kategorien bleiben die selben. Die allgemeine Verbreitung einer derart grobmaschigen Moral muss Gegenstand einer wahren Kritik werden. Um so mehr als man ihren verheerenden Charakter noch nicht voll erfasst hat - verheerend vor allem für die Moral der Bürger und die Politikverdrossenheit, die man ihnen vorwirft.

Wie kann man der Einseitigkeit "der Mondialisierung" entkommen? Zunächst, indem man sich für die Mondialisierungen in ihrer Verschiedenheit interessiert, die in keiner Weise auf ein Kriegsmotiv reduziert werden können. Denn wie könnte man "für" oder "gegen" die Mondialisierungen des Rechts (besonders der Menschenrechte), der wissenschaftlichen Forschung oder demokratischer Praktiken sein ? Es ist klar, dass diese Haltung keinen Sinn hätte: die Komplexität und der Bedeutungsreichtum, den das Konzept der Mondialisierungen generiert, zwingen in der Tat zu Reflexion und schließen Moralismus aus dem Diskurs aus. Es kommt also darauf an, sich nicht mehr um jeden Preis in bezug auf die "Mondialisierung" zu positionieren, sondern die Prozesse der Mondialisierungen in nahezu allen Bereichen in ihrer Vielfalt und auf verschiedene Weisen zu studieren (z.B. von verschiedenen Disziplinen aus, wie Geschichte, Anthropologie, Philosophie, Soziologie und Ethnologie aus): von der Kulturindustrie bis zu den Kämpfen um die Umwelt, von den Kleidergebräuchen bis zur Anklage der Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Nur wenige gesellschaftliche Themen haben in der Geschichte der Gegenwart ebenso viele negative und positive Phantasmen erzeugt wie "die Mondialisierung". Nun ist es höchste Zeit, dieses Reich der Phantasmen mit jenem der Politik zu tauschen, der Politik, welche die Polis formt und deren Gegenstand die beste Regierung für alle ist.
Nur durch eine solche kritische Auseinandersetzung werden wir aus der gegenwärtigen Sackgasse finden und ein "extra-moralisches" (um eine Nietzschesche Kategorie zu verwenden) Urteil über dieses Objekt täglicher Polemik formulieren können.

Ebenso muss die Reduktion "der Mondialisierung" auf ihre rein kommunikationale Dimension vermieden werden – diese ist offensichtlich, zu offensichtlich. "Mondialisierung" kann nicht bloß die immer leichtere und schnellere Kommunikation mit dem anderen Ende der Welt bedeuten, diese „technologische Industrialisierung“ stiftet noch keine Zivilisation... Dagegen erlaubt die Aufmerksamkeit für diese Unterscheidung, an die Idee der Zivilisation anzuschließen: jene einer zivilen Mondialisierung, die eben deshalb zivil ist, weil es dabei nicht nur um erleichterte Kommunikation oder Handel zwischen den Menschen geht. Ebenso können die Techniken, die seit einigen Jahren den Informationenverkehr explosionsartig haben ansteigen lassen, nicht selbst als produktiv in Hinsicht auf eine neue Zivilisation betrachtet werden, sie können in den Dienst eines solchen Projekts gestellt werden, eines Projektes, dem es jedoch noch Form und Sinn zu geben gilt.

Ich für meinen Teil sehe keinen anderen als jenen kollektiven Prozess, der auf freiwilliger und rationaler (und nicht länger emotionaler) Form die Frage der Mondialisierung im Bereich des Teilens restituiert - und nicht länger im Bereich von
Herrschaft. Die Mondialisierung im Bereich des Teilens zu verorten impliziert nicht den naiven Glauben an a priori wohltätige Wirkungen der Prozesse, die sich vor unseren Augen abspielen. Es bedeutet einfach, dass, wenn jeder begriffen hat, dass das, wovon gesprochen wird, sehr wohl das Geschick der gesamten Gesellschaft
betrifft, man sich nicht länger den Luxus erlauben kann, diesbezüglich in einem trivialen Konflikt zu verbleiben. Andererseits gibt es zahlreiche Anzeichnen, dass diese „Sache“ in zunehmendem Masse zu einem Gegenstand des Teilens werden kann, fähig den Fortschritt der Gemeinschaft zu befördern. So kann man nur erregt sein angesichts der Tatsache, dass die jüngste Mondialisierung der "innenpolitischen" Ereignisse in Jugoslawien in großem Ausmaß dazu beigetragen haben scheint, die Situation in die Richtung zu entwickeln, die man kennt. Und man kann nur beeindruckt sein von den Anstrengungen, die mit innovativen Methoden in allen Regionen der Welt unternommen werden, um zivile, religiöse und ethnische Kriege zu verhindern und zu stoppen, und, vor allem, um mit weitreichender internationaler Hilfe langfristige Lösungen (mit begleitender Unterstützung) zu finden. Man kann nur bewegt sein von der Multiplikation transkontinentaler Initiativen zur Annäherung und Zusammenarbeit (sogar außerhalb jedes politischen Kontexts) im pädagogischen, wissenschaftlichen und universitären Bereich. Alle diese Mondialisierungsprozesse und ihre Folgen gehören ebenfalls dem Bereich des Teilens an, ohne auf eine Ideologie, einen Clan oder auf private oder exklusive Interessen reduzierbar zu sein. Indem man sich an solchen rezenten Durchbrüchen inspiriert, sie reflektiert und nicht bloß als simple Fakten hinnimmt, kann, indem ihnen ein ganz anderer Wert gegeben wird, das "Gesetz des Stärkeren der Mondialisierung" in Richtung einer Instanz reorientiert werden, die dem Gemeinwohl entspricht. Eine Instanz die nicht auf Anhieb gegeben ist, aber deren vielfältige Spuren zu beobachten sind und die nicht chancenlos erscheint, am Ende doch noch zu triumphieren, um der kantischen weltbürgerlichen Idee posthum Recht zu geben. "Die Mondialisierung" muss vielleicht aufhören eine klare Sache zu sein - zu klar für manche - um wieder zu einer Frage zu werden, der Frage nach dem Bau und dem Teilen einer gemeinsamen Zukunft.

II. Kultur, Erziehung, Globalisierung und Mondialisierungen

Diese Überzeugungen formuliert, ist es essentiell die delikaten Beziehungen, die Globalisierung, Mondialisierungen, Bildung und Kultur unterhalten, neu zu definieren, um die Frage nach der kulturellen Vielfalt aufzuhellen.

Der Gedanke, den „die Globalisierung“ zunächst hervorruft, ist vor allem das Gesetz der Ökonomie ist, dass sich auf alle anderen Aktivitäten überträgt (oder dazu neigt), ohne zwischen natürlichen und qualitativen Grenzen zu unterscheiden. Es ist das Primat der Wirtschaft, ein absolutes, ungeteiltes Primat, dass sich aus ökonomischer Sicht nur in Form der Domination zeigt, ob sie nun ein freundliches oder hässliches Gesicht trägt. Es bringt nichts, sich der mindesten Illusion hinzugeben, dass diese ohne äußeren Zwang dazu beiträgt, die kulturelle Vielfalt zu schützen, zu ermutigen und zu entwickeln, sei sie sozialer, edukativer oder kultureller Art.
Tatsächlich hat die globalisierte Wirtschaft der Bildung und der Kultur nur ein Modell anzubieten: das ihrer Industrialisierung. Wo immer diese eingreift (Universität, Berufsausbildung, Kino, Museen, Bücher, Theater, Musik, etc.), ihre Prinzipien und Funktionsformen sind vergleichbar, wenn nicht sogar identisch. Diese Wirtschaft bietet lediglich die "gute Geschäftsführung", in Wirklichkeit die ihrer eigenen Interessen: ein finanziell optimiertes Management ihrer eigenen Investitionen. Wie ein guter Familienvater übernimmt die Wirtschaft als Chef des oikos die Aufgaben des Haushalts, ein Haushalt, der "die Welt" geworden ist. Von ihm hängt alles ab, zu ihm fließt alles zurück und sein Gesetz ist oikonomia.

Ferner hat man begonnen, die eigentliche Natur der Beiträge der Globalisierung zu hinterfragen, wie beispielsweise, ob ein weltweit industrialisiertes Produkt (Film, Buch oder CD) überhaupt noch "kulturell" genannt werden kann. Oder ob man nicht soweit gehen sollte, diese „kulturellen Produkte“, die in unseren Alltag eingedrungen sind (mit all ihren „Nebenprodukten“, die Lebensmittel eingeschlossen), zu disqualifizieren und dann als x-beliebige neu zu qualifizieren, die dann nichts mehr mit Kultur zu tun haben. Etwas, das, um Clausewitz zu gebrauchen, nur die Fortführung der ökonomischen Beziehungen über andere Argumente des Verkaufs und andere Träger ist (ein exzellentes Beispiel hierfür ist die Umwandlung der Gruppe Générale des Eaux nachdem sie den Fernsehsender Canal Plus und den CD-Produzenten Universal gekauft hat. Beschäftigte sie sich zuvor hauptsächlich mit Wasserversorgung und Abfallbeseitigung, widmet sie sich nach der Umbenennung in Vivendi nahezu ausschließlich dem Verkauf von cinematografischen und audiovisuellen Inhalten, sowie dem Internet).

Ich glaube, genau in diesem Sinn kann man von Globalisierung im Bereich von Kultur und Bildung sprechen, einer enormen kapitalistischen Dynamik, der die gesamte editoriale Aktivität betrifft (vom geschriebenen Wort bis zu Bild und Ton), der Träger eines sichtbaren sektoriellen Wachstums ist, aber auch durch eine spürbare Abnahme der Vielfalt charakterisiert ist:

    (i) Vielfalt der Akteure der betroffenen Märkte, mit dem vermehrten Verschwinden von „unabhängigen“ Produzenten, Verlegern und Vertreibern;

    (ii) Vielfalt der Werke oder „Produkte“ effektiv verfügbar für den Konsumenten der „großen Öffentlichkeit“ (denn wenn auch die Produktion der Unabhängigen am Leben bleibt, hat sie immer mehr Schwierigkeiten ihren Platz in den Kanälen der Distribution zu finden, die von den Majors beherrscht werden), wie auch für die Lehrenden auf der Suche nach „neuen pädagogischen Methoden“;

    (iii) die Vielfalt der Schöpfung, da die Talente einer mathematisch/finanziellen Logik gegenüberstehen, die eine immer höhere Barriere vor ihren legitimen Ambitionen der Produktion und Verbreitung errichtet.

Daneben trifft man in dem selben weiten Feld „der Kultur“ auf einen anderen Prozess, den man spezifische „Mondialisierung“ nennen kann (und nicht mehr „Globalisierung“), der andere Räume und Akteure betrifft, ein Prozess, der zum Teil schon der kulturindustriellen Globalisierung voranging, und zum anderen Teil (dem, der auf den neuen Technologien beruht) simultan mit ihr fortschreitet. Dieser Prozess betrifft, auf der einen Seite, jene schon marginalen Akteure der Kulturindustrien, eben die „Unabhängigen“, und, auf der anderen Seite, die öffentlichen und privaten Akteure, institutionelle oder handwerkliche, der nichtindustriellen Bereiche der Kultur und der Bildung.

Und, natürlich, die Eigenschaften dieser „kulturellen und erzieherischen Mondialisierung“ unterscheiden sich deutlich von denen der vorher beschriebenen Globalisierung, und zwar in bezug auf:
    (i) eine Wiederentdeckung und Förderung des internationalen Kulturerbes (Musik, Theater, Literatur, bildende Kunst, etc.), der entferntesten( geografisch oder in anderer Weise), unbekanntesten (vergessene Instrumente, poetische Repertoires), missachtetesten (Zirkus, Straßenkunst) und verborgensten (Formen des Widerstands gegen die herrschen Machtverhältnisse) Kunstformen

    (ii) permanente Anstrengungen, unternommen von zahlreichen öffentlichen und privaten Akteuren, um eine Vielfalt der künstlerischen und pädagogischen Formen, sowohl bezüglich der Ermutigung zum Schaffen und ihrer Verbreitung, als auch bezüglich der Produktion und der Herausgabe selbst, Aktivitäten, die sich unaufhörlich einen Weg bahnen, ungeachtet oft schwerster ökonomischer Bedingungen ihrer Arbeit im Alltag; und insbesondere:

    (iii) eine wachsende Nachfrage dieser nichtindustriellen Akteure nach ausländische Werken, die gegebenenfalls konsortionel produziert, veröffentlicht und vertrieben werden, wie riskant die Finanzierung der betreffenden Projekte auch sein mag.

Diese Mondialisierung, die sowohl Gemeinschaftsproduktionen südamerikanischer, asiatischer Filme, afrikanischer mit europäischen Unabhängigen umfasst, als auch die multilaterale Arbeit kleiner "Labels" Karibischer oder zentralafrikanischer Musik, sowie internationale Gemeinschaftsausgaben von Kunstbüchern mit unwahrscheinlicher Rentabilität oder die Erhaltung einer unabhängigen Schulausgabe, die Texte beinhaltet, die der industriellen Globalisierung entgehen, diese Mondialisierung unterscheidet sich natürlich von der industriellen Globalisierung durch Kriterien, die nicht derselben Hierarchie gehorchen. Für die industrielle Globalisierung ist es die unmittelbare Rentabilität und die in Aussicht stehende Kapitalisierung ("der Portfolio Effect"), die dominierend und exklusiv sind oder jedenfalls: diskriminierend. Für die nichtindustrielle Mondialisierung ist es die eigentliche Qualität der produzierten und vertriebenen Werke, die das Hauptkriterium ist, was unmittelbar auf der einen Seite die Vielfalt der Traditionen, der Themen und der Genre und auf der anderen Seite einen Beitrag am gemeinsamen Kulturgut und zur Bildung aller Bürger zur Folge hat.

Nichtsdestotrotz dieser Zeichen des „Widerstand“ muss man sehen, dass „die kulturelle Vielfalt" noch weitgehend ein politischer Wunsch, wenn nicht ein Slogan bleibt, der viele Widersprüche in seiner Formulierung enthält, und scheint weder genügend wissenschaftlich definiert, noch ausreichend klar für die Bürger, die sie unterstützen und dazu beizutragen sollen.

III. GERM: Erprobung und Erfahrung "der kulturellen Vielfalt" innerhalb der Mondialisierungen.

Ausgehend von den vorangegangenen Überlegungen und mit Unterstützung und der Teilnahme seines internationalen Netzes, heute präsent in ca. fünfzig Länder, hat GERM geplant, ein Forschungs- und Bildungsprogramm zur "kulturellen Vielfalt" zu entwerfen, das positiv zur nationalen, europäischen und multilateralen Debatte beitragen kann, und das folgendermaßen zusammengefasst werden kann: "Die kulturelle Vielfalt angesichts der Globalisierungen denken und sich neuer Werkzeugen bemächtigen, um sie zu begreifen und zu fördern".

Um einen solchen Prozess konkret darzustellen, valide sowohl intern, als auch extern hat GERM Anfang 2001 ein „kritisches Wörterbuch der Mondialisierung“ in Angriff genommen, das in bezug auf den Gegenstand selbst der „Mondialisierungen“ - die in ihrer Pluralität auf die Singularität „der Globalisierung“ antworten - eine Erprobung von dem sein will, was die kulturelle Vielfalt als kritische Erfahrung der „Welt“ , der Lektüre ihrer laufenden Veränderungen und ihrer Wiederaneignung durch die Bürger dieser Welt bedeuten kann.

Zu diesem Zweck stützt sich GERM auf die Besonderheit und die Vielfalt der Kenntnisse, die über die Mondialisierungen von ihren wissenschaftlichen und kulturellen Hauptpartnern entwickelt worden sind:

Freie Universität von Berlin. Das Interdisziplinäre Zentrum für historische Anthropologie der Freien Universität Berlin hat im Rahmen von GERM die Rolle, die Forschung und/oder der Bildung in den folgenden Bereichen zu planen und zu beaufsichtigen: (a) Neue Kommunikations-, Austausch- und Informationsmethoden in "der Mondialisierung"; (b) Wandel der institutionellen, sozialen, kulturellen und politischen Praktiken und Riten; sowie alle Arbeiten, die mit dem Thema "Anthropologie und Mondialisierung(en)" zusammenhängen.

Universität Paris 8-Saint-Denis (Frankreich). Die Fachbereiche Philosophie und Wirtschaftswissenschaften sowie ihr Forschungskolleg (interdisziplinäre Struktur), haben seit mehreren Jahren zahlreiche Arbeiten gesteuert und verwirklicht. Sie kümmern sich in enger Verbindung mit GERM: (a) um die wissenschaftliche Supervision seiner Projekte (Ausarbeitung, Beobachtung und Prüfung des Programms der Bildung und der Forschung) und ebenso (b) um die Koordinierung der europäischen Partner des Netzes in den Bereichen Bildung und Forschung.

Consejo Superior de Investigaciones Cientificas Madrid (Spanien). Das CSIC in Madrid verfügt über einen in Europa herausragenden Wissenspool in den Bereichen Bildungspolitik, Bildungs- und Ausbildungssysteme und zahlreichen Methoden, die damit verbunden sind (Enzyklopädien und Multimediaprodukte, zum Beispiel). Eine seiner Spezifischen Aufgaben wird die Aufsicht der methodischen Konzeption sein, sowie die Ausarbeitung eines Veröffentlichungsmodell für die wissenschaftlichen und pädagogischen Inhalte, die von GERM entworfen werden.

Universität von Island, Reykjavik (Island). Die Universität von Island hat innerhalb von GERM vor allem den Entwurf und die Aufsicht folgender Bereiche zur Aufgabe : (a) Die Zukunft von Kollektiven sowie städtischen und ländlichen Räumen im Zuge « der Mondialisierung » ; (b) Die Zukunft der Nationen, der Staaten und der europäischen Union ; (c) Mondialisierung, Demokratie und Menschen- und Bürgerrechte.

Etablissement Public du Parc et de la Grande Halle de La Villette, Paris (Frankreich). Die Partnerschaft von La Villette mit GERM konkretisiert sich in der Schaffung eines Laboratoriums „Kultur und Mondialisierung“, das sich zum Ziel setzt : (a) die Auswertung der Auswirkung der laufenden Mondialisierungen auf die unterschiedlichen Kulturaktivitäten und –praktiken ; (b) die qualitative und quantitative Analyse dieser Veränderungen ; (c) die Ausarbeitung von Vorschlägen für eine besser Meisterung der zu erwartenden Entwicklungen, die sich an öffentliche und private, nationale und europäische Akteure aus dem Feld der Kultur richten.


Das Arbeitsprogramm (Forschung und Bildung) von GERM in diesem Bereich artikuliert sich um vier Vorschläge:

Zunächst geht es darum, eine multidisziplinäre (Philosophie, Anthropologie, Ethnologie, Geschichte, Ästhetik, Soziologie, Wirtschaft...), multinationale (multinationale Herkunft der beteiligten Wissenschaftler) und natürlich "mondiale" (ausgewogene kontinentale Vertretung der Partner GERMS) Bestandsaufnahme "der kulturellen Vielfalt" innerhalb jedes seiner verschiedenen Felder (Musik, Kino, Literatur, Künste aus Plastik, lebende Schauspiele usw.), beginnend mit dem linguistischen Feld, durchzuführen. Insbesondere sollen die im Zusammenhang mit den verschiedenen laufenden Mondialisierungen und der industriellen und finanziellen Globalisierung auftretenden Bedrohungen definiert werden, die für die kulturelle Vielfalt gegeben sind (Zerstörung von Kulturgütern, von Sprachen und Traditionen; Konzentrationsprozesse bei Produktion und Vertrieb; Verschwinden von minoritären Kulturen im primären, sekundären Bildungssystem und Universität usw.), sowie auf der anderen Seite die neuen Möglichkeiten, die die kulturelle Vielfalt begünstigen (neue Informations- und Kommunikationsmedien; Zunahme der Mobilität der Personen und Werke, Anstieg der Freizeit…)

Ausgehend von der vorangegangenen Bestandsaufnahme und gestützt auf die Ergebnisse will GERM eine Neudefinierung des Konzeptes "der kulturellen Vielfalt" vorschlagen, die erlaubt, sie im Rahmen der Mondialisierungen und angesichts der Globalisierung zu denken, indem versucht wird, die Klippen zu umschiffen, an denen die Debatte über "die kulturelle Ausnahme" gescheitert ist. Das heißt, ein sowohl anspruchsvolles als auch über die traditionellen ideologischen Grenzen und Spaltungen hinaus teilbares Konzept zu schmieden, das sich nicht auf ein juristisches Instrument beschränkt.
Die Neuschaffung dieses Konzeptes, die über die Rückbesinnung auf eine lange Gedankentradition führt, deren Ergebnis es ist, erscheint unentbehrlich, um "der kulturellen Vielfalt" einen Inhalt zu geben, der über den politischen und medialen hinausgeht, aber auch, um die neuen Grenzen, die neuen Zeiten und die neuen Bezugspunkte dieser Vielfalt in ihrer Vielgestaltigkeit zu projizieren, innerhalb einer Welt, deren eigene Grenzen und Bezugspunkte sich in weniger als drei Jahrzehnten beträchtlich weiterentwickelt haben.

Auf der Grundlage des neuen Konzeptes und der vorangegangenen Bestandsaufnahme wird sich GERM auch darum kümmern, die gegenwärtigen und zukünftigen Fragen der kulturellen Vielfalt (erzieherische, künstlerische, linguistische, politische, soziale, wirtschaftliche...) neu zu definieren, sowie die dadurch hervorgebrachten Zielsetzungen. In dieser Hinsicht besteht eine der Prioritäten darin, die Konzeptionen (und folglich die Methoden und die Werkzeuge) vieler "kultureller Akteure" (im weiteren Sinn, der Politik, Verwaltung und Unternehmen umfasst) sich entwickeln zu lassen, indem man sie dazu bringt, von einer statischen Konzeption (das Zeitalter der Feststellung "der bald bedrohten" bald "blühenden" Vielfalt) zu einer dynamischen Konzeption einer kulturellen Vielfalt überzugehen, zugunsten derer alle öffentlichen und privaten Akteure positiv beizutragen können, insbesondere auf pädagogischen und erzieherischen Ebene.
In der Tat, genau wie "die Globalisierung", kann "die kulturelle Vielfalt" nicht auf ein einfaches Faktum reduziert werden, das es in seiner Eindeutigkeit zu akzeptieren gilt: im Gegenteil, sie muss verstanden werden als unaufhörliche Bewegung, beladen mit Geschichten und vielfacher Zukunft.

Schließlich nach Ablauf dieses komplexen Prozesses einer widersprüchlichen Untersuchung und Analyse der kulturellen Vielfalt wird die gemeinsame Arbeit darauf abzielen, auf dann festeren konzeptionellen Grund als bisher (wenigstens auf wissenschaftlicher Ebene), Vorschläge auszuarbeiten. Diese sollen erlauben, eben auf jene Ziele zu hinzuarbeiten, die schon jetzt durch die Europäische Union, ihre Mitgliedstaaten, die UNESCO und nationale Verwaltungen festgelegt wurden, und die in einer vielfach heruntergebeteten Formel zusammenfasst werden, nämlich: "die kulturelle Vielfalt aller Art zu bewahren und zu fördern".

Diese Vorschläge, für die einen allgemeiner Auftrag (zum Beispiel Ausarbeitung einer "Charta der kulturellen Vielfalt"), für andere sehr konkret (Aktionsprogramme; Mobilisierung der einzelstaatlichen Verwaltungen...), beinhalten insbesondere einen wichtigen Abschnitt, der den Schlüsselrollen der Erziehung, der Forschung und der Berufsbildung gewidmet ist, und welche man ins Zentrum jeder Strategie der Entwicklung und der Erhaltung der kulturellen Vielfalt setzen soll.

Nur, wenn man sich mit Entschiedenheit einem solchen Versuch hingibt, mit allem, was er an Zeit, Energie, an Talent, Netzen und an Mitteln fordert, wird « die kulturelle Vielfalt" aufhören, ebenfalls als Slogan (ein moralisierendes Credo, ein ideologische Instrument...), wahrgenommen zu werden, um das zu werden, was sie sein muss: ein echtes Projekt, ein gemeinsames Vorhaben für die heutige Gesellschaft, ein freiwillige Projekt, das sowohl die "Bildungs- und Kulturpolitik" der Nationalstaaten als auch jene der Europäischen Union oder der UNESCO in die Pflicht nimmt.

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