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Date :  2001-08-29
langue :  Allemand
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Mondialisierungen

Mondialisierungen


Wir geraten jeden Tag tiefer in eine Globalisierungsmoral hinein, von der wir uns dringend befreien sollten. Die meisten der unzähligen Reden aus Wirtschaft, Politik und Medien zur Globalisierung haben trotz aller augenscheinlichen Unterschiede vor allem das eine gemeinsam: sie alle reihen sich ein in eine summarische und zugleich instrumentelle Moralvorstellung, für die letztendlich einzig und allein die Frage von Relevanz ist, ob "diese Sache da" (durch den bestimmten Artikel im Singular grob vereinfacht: die Globalisierung – im Frz. la mondialisation) gut oder böse ist. Auf diese Weise wird eine gleichermaβen positive wie negative Simplifizierung aufrechterhalten, die den öffentlichen Diskurs dominiert und nicht bereit ist, ihre exponierte Stellung aufzugeben. Dieses über oberflächliche Unstimmigkeiten hinausgehende grundsätzliche Einverständnis zwischen Gegnern und Befürwortern der Globalisierung erstickt jede konstruktive Diskussion und verhindert eine wahre Zurkenntnisnahme der Komplexität dieses Phänomens. Doch eine solche "Moral" ist gefährlich und kann sogar Schaden anrichten, nicht nur, weil sie eine dauerhafte Verwirrung aufrechterhält, deren Triebfedern anderswo liegen, sondern auch, weil sie eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Prozessen, von denen hier die Rede ist, verhindert und ihrer fortschreitenden Aufklärung im Wege steht.

Doch wie ist nun aus dieser gegenwärtigen Sackgasse wieder herauszukommen?
Zunächst einmal, indem wir aufhören, den Götzen der Globalisierung zu beschwören und stattdessen den Gebrauch des Plurals zur Bezeichnung eines weitaus komlexeren Phänomens etablieren, das heißt, indem wir das Interesse für die "Mondialisierungen" wecken (im Frz. les mondialisations). Warum? Weil die verschiedenen Prozesse, die unter dem Sammelbegriff der Globalisierung zusammengefasst werden, nicht im entferntesten homogen und eindeutig sind, sondern viele Formen und Bedeutungen aufweisen, selbst wenn sie vergleichbar erscheinen. So müssen zwischen der Globalisierung der Zementindustrie und der Globalisierung der Menschenrechtsorganisationen, zwischen der Globalisierung der Impfstoffe und der Globalisierung der Poesie die Verbindungen erst noch hergestellt werden - und sie sind problematisch, doch weder offensichtlich noch unwahrscheinlich. Der Streit um die rechte Bezeichnung hat dabei nichts Anekdotisches, denn während die Diskussionen zur Globalisierung immer in ein positives oder negatives Werturteil zu münden scheinen, ist es bedeutend schwerer, für oder gegen die "Mondialisierungen" zu sein. Es ist offensichtlich, dass das keinen Sinn hätte, denn der Plural lädt zur Vorsicht ein! Er macht von vornherein jede bejahende oder verneinende Simplifizierung hinfällig. Doch der Begriff der "Mondialisierungen" hat noch einen weiteren Vorteil: er erleichtert seine Akzeptanz und Aneingung durch die Gesamtheit der Bürgerinnen und Bürger. Denn wenn man auch verstehen kann, dass die Bürgerinnen und Bürger vom Leitmotiv einer wirtschaftlichen Globalisierung, wie es die Medien üblicherweise propagieren, enttäuscht sind, so interessieren sie sich doch für die Globalisierung des Arbeitssektors, in welchem sie tätig sind (z.B. die Reformkost) oder diejenige ihres Lieblingssports (z.B. Fuβball) und bleiben nicht gleichgültig gegenüber der Globalisierungsform, die ihre Kinder in der Schule betrifft (z.B. Lernen über das Internet).

Schlieβlich scheint es unvermeidlich, jedes Mal auf's Neue den Gebrauch des Konzepts zu definieren, das man verteidigt, wobei deren Mindestansprüche selten respektiert werden. Doch wie kann man behaupten, stichhaltige und konzise Äuβerungen zu machen, wenn man sich die Freiheit nimmt, Begriffe wie "Internationalisierung", "Globalisierung", "Mondialisierung" oder sogar "Kosmopolitismus" mehr oder weniger synonym zu verwenden? Ist Sprache tatsächlich so nebensächlich, dass sie keinen ernsthaften Grund hätte, Begriffe zu unterscheiden und Konzepte zu präzisieren? Ist das gemeinsame Erbe der Bedeutungen dieser Konzepte so gering, dass man ohne weiteres auf sie verzichten könnte? Tatsächlich favorisiert ein Groβteil derer, die die Idee der "Globalisierung" dominieren, eine binäre Moral und generiert damit eine gewaltsame Konfrontation zwischen Gut und Böse, zwischen Schwarz und Weiβ – eine Konfrontation, die ihre ideologischen Wurzeln negiert. Demgegenüber würden der gerechtfertige Gebrauch des Begriffes mit den Ansprüchen, die das impliziert, eine knappe Resituierung des Begriffes der "Globalisierung" in seiner kulturellen und historischen Dimension sowie eine strenge Wachsamkeit gegenüber den Wörtern, die wir verwenden, um sie zu beschreiben, dazu beitragen, aus dem Chaos der aktuellen Debatte herauszukommen.

Letztendlich stellt keine Form von Globalisierung in der Geschichte einen unumkehrbaren Prozess dar, den man zu einem bestimmten Zeitpunkt x lediglich gutheiβen oder verwerfen könnte, sondern die "Globalisierung", ähnlich wie die "Demokratie", kann immer nur das sein, was wir aus ihr machen, als Individuen und als Kollektiv. Und wie die Demokratie hängt auch die Globalisierung stark von der Definition ab, die wir ihr geben, von den Zielsetzungen, die wir verfolgen und den Mitteln, mit denen wir uns ausstatten, um diese zu erreichen. Sie ist weder "ein undefinierbares Etwas", noch ein höheres Wesen, das sich den Menschen aufdrängt, sondern sie bezeichnet - in der Vielgestaltigkeit ihrer unterschiedlichen Ausformungen - die Mittel, die die Menschen sich geben, um bestimmte Ziele zu erreichen. Wenn also etwas hinterfragt werden muss, so sind es zunächst diese Ziele: die ursprünglichen Intentionen und die tatsächlich erzielten Ergebnisse derer, die am aktivsten an den Prozessen der Mondialisierung teilnehmen, derer also, die in ihren unterschiedlichen Positionen als ihre wesentlichen Verteidiger und Verbreiter bezeichnet werden können.

Ebenso wie es unangemessen, ja geradezu vermessen ist, das Funktionieren der Demokratie zu bedauern oder zu begrüβen, wenn man selbst nicht am öffentlichen Leben teilnimmt, so erfordern auch die Mondialisierungen, dass man sich für ihre unterschiedlichen Prozesse und Entwicklungen im Detail und immer wieder auf eine neue Art und Weise interessiert - insbesondere, wenn man sie dazu bewegen will, eher die Interessen des Gemeinwohls als die Privatinteressen Einzelner zu verfolgen. Wie immer geht es darum, zu lernen, zu erziehen und zu lehren. Es gilt, die unterschiedlichen Standpunkte (z.B. die der Philosophie, der Geistes- und Sozialwissenschaften oder der Künste) zu evaluieren, die verschiedenen, gleichzeitig ablaufenden Prozesse zu analysieren, die Beziehungen, die sie untereinander aufweisen und die unterschiedlichen Interpretationen, die sie hervorrufen, sowie die schlussendlichen Konsequenzen, die man aus ihnen ziehen kann, zu registrieren. Wir müssen dazu erziehen, vorurteilsfrei auf diese neue, im Entstehen begriffene Welt zu blicken und unseren Geist dieser hoch komlexen Welt zu öffnen. Wir müssen an eine angemessene Wahrnehmung der Mondialisierungsprozesse im (Aus-)Bildungswesen und in der Arbeits- und Berufswelt heranführen, angefangen von den Lehrerinnen und Lehrern der Schulen, über den Anwalt und die Handelskauffrau bis hin zum Unternehmenschef und zur Gewerkschaftsvertreterin.

Nur auf diese Weise werden wir den Bürgerinnen und Bürgern - ohne sie mit dem "guten" Sinn der Globalisierung durch eine neue Ersatzmoral versöhnen zu wollen - Zugang zu einigen der Schlüssel dieser Veränderungen verschaffen können, die sie alle betreffen und zu denen alle beizutragen das Recht haben.


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