John Calder gründete seinen Verlag 1949. Nachdem er sich in den 50er Jahren vor allem Übersetzungen von Tschechov, Dostojewski, Goethe und Zola gewidmet hatte, begann er mit dem Erwerb amerikanischer Werke über die Freiheit des Staatsbürgers, deren Bestand die damals führenden New Yorker Verleger aus Angst vor der „Hexenjagd“ des Senators Joe Mc Carthy zu weit wie möglich verringerten. So ergab es sich, dass er in dieser Zeit enge Beziehungen besonders zu denjenigen wenngleich weniger einflussreichen amerikanischen Herausgebern knüpfte, die dem Druck des McCarthyisms widerstanden.
Calder zögerte auch nicht, umstrittene Werke zu veröffentlichen, darunter
“Ist die Monarchie perfekt?“ und
“Verderbtheit“ von Lord Altrincham (sie schildern die in den französischen und englischen Kolonien begangenen Abscheulichkeiten),
“Die Frage“ von Henri Alleg (ein Werk über den Algerienkrieg, das in Frankreich verboten worden war),
“Kains Buch“ von Alexander Trocchi sowie weitere verbotene Bücher von Henry Miller und William Burroughs.
John Calder verlegte aber auch Autoren, die die Literatur des 20-ten Jahrhunderts revolutionierten, darunter Samuel Beckett, Autoren der Schule des
“neuen Romans“ (Alain Robbe-Grillet, Marguerite Dumas, Claude Simon – der 1985 den Nobelpreis erhielt –, Nathalie Sarraute und Robert Pinget), neue britische Autoren wie Ann Quin, Alan Burns, Eva Tucker und R.C. Kennedy (die Avantgarde der 60er Jahre).
Seit 1949 erhielten Calder Publications 19 Literatur- und drei Friedensnobelpreise.
Foto: © Aude Vincent