Die Lage in der Welt ist äußerst besorgniserregend. HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose breiten sich trotz der Anstrengungen der letzten Jahren weiter aus. Dies ist eine persönliche Tragödie für mehr als 45 Millionen Männer, Frauen und Kinder, die mit dem HIV-Virus infiziert oder an AIDS erkrankt sind. Zudem handelt es sich um eine politische, wirtschaftliche und soziale Katastrophe, die auch viele andere Menschen betrifft. Wir können es uns nicht leisten, die Herausforderung, vor der wir alle stehen, zu unterschätzen.
Um gegen HIV/AIDS und andere große übertragbare Krankheiten vorzugehen, müssen wir an vielen Fronten aktiv werden. Die Kommission übernimmt als Teil der internationalen Gemeinschaft Verantwortung. Ich glaube, dass wir dank unserer Anstrengungen an einen Wendepunkt gelangt sind. Nun müssen wir das gegenwärtige Tempo aufrechterhalten und noch weiter voranschreiten. Nie zuvor haben sich so viele Regierungen, Völker und Bürger für die Bekämpfung von HIV/AIDS engagiert.
Die Kommission hat an vorderster Front dafür mitgestritten, dass die WTO-Regeln zum Schutz des geistigen Eigentums mit dem Recht der armen Länder auf Zugang zu erschwinglichen Medikamenten in Einklang gebracht werden. Und wir haben diese Schlacht im September gewonnen. Wir waren auch die ersten, die sich für die Preisstaffelung eingesetzt und dafür gesorgt haben, dass kostengünstige Arzneimittel die Bedürftigen tatsächlich erreichen.
Zudem haben wir über den Globalen Fonds und andere Mechanismen zusätzliche Finanzmittel zur Verfügung gestellt. Wir unterstützen und finanzieren außerdem bedeutende Forschungsaktivitäten. Die Europäische Kommission wird im Zeitraum 2003 bis 2006 mehr als eine Milliarde Euro für die globale Antwort auf HIV/AIDS und andere große übertragbare Krankheiten bereitstellen. Auf dem Millennium-Gipfel haben wir versprochen, uns für die Linderung der Armut in der Welt und für die Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose einzusetzen, und dies werden wir auch weiterhin tun. Diese Anstrengungen werden jedoch mit den allgemeinen Bemühungen um eine bessere Gesundheitsversorgung in den Entwicklungsländern Hand in Hand gehen müssen. Leistungsfähigere Gesundheitsdienste sind von grundlegender Bedeutung, wenn diese Krankheiten wirksam bekämpft werden sollen. Mehr als 100 Länder erhielten von der Gemeinschaft seit 1990 insgesamt 5 Milliarden Euro Entwicklungshilfe in den Bereichen Gesundheit, AIDS und Bevölkerung. Wir haben die Pflicht, im Rahmen unserer Entwicklungszusammenarbeit eine großzügige finanzielle Unterstützung zur Verbesserung der Gesundheit und der Bildung zu gewähren. Auch die Entwicklungsländer sollten sich hierfür nachdrücklich einsetzen und dementsprechend selber nennenswerte Haushaltsmittel für diese Bereiche bereitstellen.
Aber wir dürfen nicht nur die Symptome bekämpfen, sondern wir müssen auch gegen die Ursachen vorgehen. Information und Prävention sind genauso wichtig wie Behandlung. Wir alle Regierungen und Bürger gleichermaßen tragen eine gemeinsame Verantwortung. Daher fordere ich die Länder dringend auf, ihre Präventionsanstrengungen massiv zu verstärken. In Ländern wie Uganda oder Senegal konnte auf diese Weise der Epidemie bereits entscheidend Einhalt geboten werden. HIV/AIDS breiten sich dort besonders stark aus, wo Armut, Unwissenheit und Angst herrschen. Desinformation, Fehlurteile und irreführende Aktionen müssen daher unbedingt vermieden werden. Vielmehr müssen wir allen Bevölkerungsgruppen in allen Ländern, insbesondere jungen Frauen und Kindern, präzise Informationen und konkrete Mittel an die Hand geben, die der Krankheitsvorbeugung und Lebensrettung dienen.
Spätere Generationen werden ein hartes Urteil über uns fällen, wenn wir nicht alles in unserer Macht Stehende tun, um den Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, energisch zu begegnen. Am heutigen Tag rufe ich alle Europäer zur Solidarität mit allen Betroffenen in Europa und der ganzen Welt auf.
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